Interview Fachschaft Informatik

I: Hallo! Könnt ihr euch beide bitte kurz selbst vorstellen? Wer seid ihr, wie seid ihr in die Fachschaft gekommen und warum tretet ihr mit der Fachschaft an?

Sven Lampe: Ich bin Sven, bin im 2. Mastersemester und bin seit dem ersten Bachelorsemester direkt in den Fachschaftsrat gekommen. Wobei unsere Liste nicht gleich der Fachschaftsrat ist, sondern einfach tatsächlich eine autonome Liste. Zufällig sind einige von uns Mitglieder, aber sonst haben wir damit nichts zu tun.

I: Hat eure Liste einen eigenen Namen?

Sven Lampe: Ja, unsere Liste heißt „Fachschaft Informatik“, ist halt nur nicht der Fachschaftsrat Informatik. Das liegt daran, dass wir alle Informatiker sind.

I: Das ist schon mal gut zu wissen.

Nils Wenninghoff: Ich bin Nils Wenninghoff, 9. Bachelorsemester, gleichzeitig erstes Mastersemester, also ich studiere Mastermodule im Bachelor noch. Ich bin nicht im Fachschaftsrat, bin aber durch zum Beispiel die gesamten Tutorentätigkeiten immer da bei den Fachschaftsratsleuten und dementsprechend war es dann naheliegend, dass wir da uns mal zusammen tun, als wir gemerkt haben, dass wir gemeinsame Punkte hätten, die wir ändern wollen.

I: Wie kam eure Liste zustande? Wie habt ihr gemerkt, dass ihr eine Liste aufstellen wollt?

Nils Wenninghoff: Die erste Grundidee war eine Spaß-Idee, wie das oft so ist. Irgendwann abends saßen wir gemeinsam noch im Fachschaftraum und meinten aus Spaß: lasst uns doch mal aufstellen für die StuPa-Wahlen und mal gucken, ob wir da irgendetwas reißen können. Erstmal hatten wir uns nicht sonderlich sinnvolle Forderungen überlegt. Aber irgendwann nahm das dann so eine Dynamik auf, dass immer mehr Leute Interesse hatten, mitzumachen und auch Punkte hatten, die tatsächlich sinnvoll sind und wo wir meinen, dass da Änderungen nötig sind. Und das hat dann dazu geführt, dass wir uns dann irgendwann tatsächlich kurz vor Ende der Frist zusammengesetzt haben und gesagt haben: ok, lass es uns tun, lass uns eine Liste gründen.

I: Wann kam die Idee zum ersten Mal auf?

Nils Wenninghoff: Zwei Wochen vor Ende der Frist kam die Idee auf. Oder drei Wochen, ungefähr. In der Woche vor Fristende haben wir uns dann zusammengefunden. Da waren dann alle, die jetzt dabei sind, auch dabei.

I: Was habt ihr für Forderungen?

Nils Wenninghoff: Offensichtlich haben wir einige Punkte die informatiknah sind. Es geht zum Beispiel darum, dass wir ein Problem mit dem Eduroam bzw. dem Uni W- Lan haben. Ich denke jeder, der schon ein paar Semester hier ist, hat gemerkt, dass es von Wintersemester zu Wintersemester deutlich schlechter wird, aufgrund der Tatsache, dass die Uni nicht mehr die Internetkapazitäten für die Menge der Studierenden hat. Es war dieses Semester so krass, dass es teilweise für Tage oder fast Wochen kaum möglich war, mit bestimmten Geräten ins Eduroam zu kommen.

Das macht es deutlich schwieriger, vernünftig zu studieren. Gerade für uns ist es so: man hat alle möglichen Sachen online als Daten, sei es die Vorlesungsfolien, seien es Bücher oder sonstiges. Das war so ein Punkt, wo wir gesagt haben, da muss man auf jeden Fall etwas ändern. Vor allem weil es möglich ist. Man muss halt Geld in die Hand nehmen. Die Prioritäten liegen da aber anscheinend woanders.

Ein anderer wichtiger Punkt für einige von uns: wir sind gegen die Einsparungen im Versorgungsbereich. Ich denke, die Pizza-Station ist eine coole Sache – wenn sie mal offen hätte. Also, ich weiß nicht warum sie so oft geschlossen ist. Es gibt ja die eine Aussage, dass sehr viele Langzeitkranke der Grund sind, dass die geschlossen sein muss. Aber ich bin der Meinung, man müsste dann neue Leute einstellen, weil sonst etwas fehlt. Oder die Eisdiele, die jetzt wieder schließt. Das sind viele Punkte, wo deutlich mehr gemacht werden muss.

Dann haben wir einen Punkt, dass wir der Meinung sind: mehr Fahrradstellplätze, auch überdachte. Wir haben deutlich zu wenig Fahrradstellplätze, auch im Zuge der neuen großen Menge an Studierenden. Es war in den ersten Wochen unmöglich, Stellplätze zu finden…

Sven Lampe: Trockene Stellplätze.

Nils Wennighoff: Ja, selbst nasse Fahrrad-Stellplätze waren schwierig.
Dann die Personaleinsparung im Dezernat 3, die hat uns auch extrem getroffen dieses Semester zum Beispiel.

I: Was sind das für Personaleinsparungen?

Sven Lampe: Das Prüfungsamt für Informatik war anderthalb Monate ohne Sachbearbeiter, einfach mal so.

Nils Wenninghoff: Krankheitsbedingt und kündigungsbedingt.
Sven Lampe: Genau, und weil dann die Neueinstellung erst so spät erfolgte.

Nils Wenninghoff: Im Moment sind einige Studiengänge komplett ohne Bearbeitung. Das Prüfungsamt bzw. das gesamte SSC hat ja für eine Woche zugemacht, damit sie die Berge an Arbeit, die sich da aufgebaut haben, abarbeiten können. Das führt einfach zu enormen Verzögerungen, egal ob es jetzt darum geht, dass eine Prüfungsleistung angerechnet wird oder dass ein Bachelorzeugnis ausgestellt wird. Alles was damit zu tun hat, was Prüfungsamt und Immatrikulationsamt usw. betrifft, da wurde massiv gekürzt bzw. nicht genug aufgestockt und nicht genug auf die Ereignisse, die in den Abteilungen passiert sind, reagiert. Und das geht enorm zu Lasten der Studierenden. Und das ist, denken wir, definitiv ein Punkt, der sich schnellstmöglich ändern muss, da es das Studieren behindert, wenn man zum Beispiel sein Bachelorzeugnis einfach nicht bekommt, weil es eben drei Monate dauert. Dann sind wir auch – sehr, sehr wichtig – für einen veranstaltungsfreien Sonntag. Es war in der Wirtschaft so, dass die geplant haben, sonntags sogar eine Veranstaltung stattfinden zu lassen.

Sven Lampe: Es gibt immer mal wieder Blockveranstaltungen, die Samstag-Sonntag liegen anstatt Freitag-Samstag zum Beispiel. Wir wollen schon, dass mindestens einen Tag in der Woche frei ist. Es ist klar, dass wir eine hohe Raumauslastung haben, dass wir Veranstaltungen bis 22 Uhr, auch Prüfungen zum Teil bis 22 Uhr, haben. Das gab es bei uns im ersten Semester Informatik, die haben eine Prüfung von 20-22 Uhr geschrieben. Das ist nicht die ideale Zeit für eine Prüfung.

Nils Wenninghoff: Und das beschreibt auch einen weiteren Punkt: die Raumauslastung. Es gibt Leute, die sagen: wir brauchen mehr Räume. Das Problem ist, ja – wir brauchen mehr Räume. Das andere Problem ist aber einfach die Raumverteilung. Es gibt super viele Räume, wenn man einfach mal durch die Uni geht, wo man sieht, dass die leer sind. Weil wieder nur 2-Stunden-Blocks vergeben werden für 1-Stunden-Veranstaltungen, oder weil Hörsäle für ein ganzes Semester gebucht werden, obwohl die Vorlesung in unregelmäßigen Zeitabständen stattfindet. Das führt einfach dazu, dass viele Räume leer stehen, und da könnte man natürlich aus Informatiker-Sicht ein viel besseres System mit einem Programm schreiben, was das alles automatisiert, wo man dann eben guckt, dass es Räume für unregelmäßige Veranstaltungen gibt. Das würde die angespannte Raumpolitik im Moment und solche Sachen wie Prüfungsleistungen von 20-22 Uhr deutlich lösen. Da gibt es unserer Meinung nach verschenktes Potenzial, wo man mit leichten Mitteln vergleichsweise viel erreichen kann.

I: Habt ihr euch schon mit der Arbeit des AStA und StuPa auseinandergesetzt? Wie würdet ihr die Arbeit des AStA im Augenblick bewerten?

Sven Lampe: Also ich bin selber angestellt im Referat „Studieren mit Kind“, weil ich auch Studierender mit Kind bin. Und ich kümmere mich um den Eltern-Kind-Raum. Ich finde meine Arbeit ist ok. (lacht) Aber aus Fachschaftsratsperspektive haben wir auch schon mal weniger gute Erfahrungen gemacht. Eigentlich kann man beim AStA, wenn man persönlich hingeht, alles schnell klären, klappt auch wunderbar. Ich habe auch sonst mit einigen Leuten aus dem AStA einen guten Kontakt. Aber wenn man an die offiziellen Emailadressen schreibt, dann dauern die Antworten doch manchmal sehr. Das ist schade. Was das StuPa angeht – ich war letztes Jahr reingewählt. Das war ja ein Freundschaftsdienst, mich mit auf die Liste zu schreiben.

I: In welcher Liste bist du da gewesen?

Sven Lampe: Juso Hochschulgruppe. Hab einfach zu viele Direktstimmen bekommen, bin direkt reingewählt worden. Musste dann zurücktreten, weil ich auch in anderen Gremien sitze, wie z.B. im Department für Informatik. Das ist jetzt anders. Das läuft jetzt in der Periode aus, mein Sitz da. Ich lasse mich auch nicht wiederwählen. Da habe ich dann wieder Kapazitäten frei, jetzt auch für das StuPa. Wenn man das plant, geht das auch alles, aber wenn das spontan kommt, dann wird es schwierig.

Nils Wenninghoff: Und zum StuPa allgemein: also das Problem ist zum Beispiel, wenn man sich überhaupt nicht mit der Thematik beschäftigt, was rein rechnerisch höchstwahrscheinlich fast 90 oder 80% der Studierenden tun, da sie nicht wählen gehen, bekommt man echt wenig vom StuPa mit und von dem was der StuPa entscheidet. Vom AStA bekommt man schon etwas mit, einfach aufgrund der Tatsache, dass die Entscheidungen, die im AStA getroffen werden, deutlich mehr Einfluss auf das direkte Studienleben haben, als die Sachen vom StuPa. Wenn man sich dann nebenbei mit dem StuPa beschäftigt, dann kriegt man viel Streitereien über „Kleinigkeiten“ mit, wo man so denkt: ob das jetzt so ein Streitpunkt war, über den man so lange streiten muss? Aber es klingt immer so, als ob da das Wesentliche irgendwie aus den Augen verloren geht, oder dass da Sachen vergessen werden, die vielleicht für viele Studierenden wichtig sind. Und eventuell bringen wir dann, wenn wir denn gewählt werden sollten, einen frischen Wind mit rein, und stellen nochmal Anträge, die eventuell von den etablierten Listen oder den jetzt neuen Listen vielleicht noch nicht bedacht wurden, einfach weil wir eine ganz andere Perspektive auf die Sachen haben.

I: Gibt es denn aus eurer Liste noch mehr erfahrene Leute oder seid ihr mehrheitlich unerfahrene Menschen?

Sven Lampe: Also die meisten von uns sind gremienerfahren, aber nicht im StuPa, sondern auf Fakultätsebene. Wir haben Leute im Fakultätsrat, Department-Rat, Studienkommission, Fachschaftsrat sowieso. In der Studien-AG, das ist ein informelles Gremium, und in der fakultätsübergreifenden Studienkommission auch.

I: Würdet ihr euch irgendwie politisch einordnen, würdet ihr sagen links, rechts, grün…?

Sven Lampe: Nein.

I: Also habt ihr in der Hinsicht keine Inhalte und spezialisiert euch nur auf Informatik?

Nils Wenninghoff: Nein, auch das nicht.

I: Wie ist euer Konzept? Also was jetzt über Themen hinausgeht, die nur Informatik betreffen?

Sven Lampe: Individuell. Das ist tatsächlich von Personen individuell. Wir haben hier kein Fraktionszwang oder sowas. Bei uns heißt es nicht: wir müssen als Liste geschlossen für irgendetwas abstimmen, sondern wir machen das schon so, dass es eine individuelle Entscheidung ist. Aber wir versuchen natürlich trotzdem, wenn es um unsere Themen geht, eine Mehrheit zu gewinnen.

Nils Wenninghoff: Wir haben uns bewusst gegen eine politische Ausrichtung der Liste entschieden, weil wir gemerkt haben, dass wir super viele Gemeinsamkeiten haben, aber politisch gesehen wir doch unterschiedliche Ausrichtungen haben. Also von liberal über links – alles was so dazwischen liegt. So richtig rechts oder konservativ haben wir, glaube ich, niemanden. Wir wollen Uni-Themen, die für die Universität wichtig sind, vor allen Dingen fördern, und ich denke, da kann man auch ohne politische Einstellungen gut Entscheidungen treffen und einen guten Konsens finden.

I: Warum sollten die Studierenden euch wählen?

Nils Wenninghoff: Wegen dem, was wir gerade beschrieben haben. Weil wir versuchen, frischen Wind in die Runde zu bringen, weil wir versuchen alte Muster, die es ja mittlerweile gibt, aufzubrechen. Und weil wir versuchen, ganz neue Themen reinzubringen, die eventuell bisher gestört haben, wo aber niemand so richtig wusste, warum sie störend sind, weil vielleicht dann das Fachwissen oder Lösungsvorschläge fehlen.

Sven Lampe: Es gab zum Beispiel im Laufe des letzten Jahres einige Probleme mit der Internetverbindung, was daran lag, dass die IT-Dienste so eine Next-Generation- Firewall installiert haben. Der AStA weiß da auch Bescheid und ist da, glaube ich, schon mehr oder weniger aktiv geworden. Da geht es darum, dass verschlüsselte Verbindungen entschlüsselt werden können. Und die Möglichkeiten, die mit so einem Gerät verbunden sind, sind datenschutzrechtlich bedenklich. Das wissen aber die meisten Studierenden nicht, die kriegen das ja nicht mit. Warum auch, wir haben einen Menschen im Department bei uns, der sich damit beschäftigt hat, dem ist das aufgefallen und der hat das entdeckt und ausgewertet. Wir haben das bei uns im Departmentrat viel diskutiert, dazu gab es eigene Sitzungen. Und es ist inzwischen so, dass die IT-Dienste diese Funktionen außer Betrieb genommen haben. Trotzdem müssen wir dafür sorgen, dass sowas nicht nochmal in Betrieb kommt oder entwickelt wird.

I: Wenn ihr jetzt noch etwas loswerden möchtet, könnt ihr das gerne tun.

Nils Wenninghoff: Wählt Fachschaft Informatik, denn die Liste ist super! (lacht) Halt, die „Fachschaft Informatik“-Liste ist super!

I: Alles klar, dann danke für das Interview.

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