I: Nils, ich würde dich gerne erst einmal bitten, dich einfach selbst vorzustellen. Wer bist du? Und wie bist du in die Hochschulpolitik gekommen?
Nils Neubauer: Ja, mein Name ist Nils Neubauer, ich bin der Fraktionsvorsitzende des RCDS, studiere in Oldenburg Wirtschafts- und Rechtswissenschaften im Masterstudium inzwischen. Zum RCDS bin ich gekommen… also als Wähler schon länger, aber so als Fraktionsmitglied vor einem Jahr und zwar war damals konkret der Anlass, dass die Uni-Card endlich eingeführt werden sollte. Die Uni-Card, soll ja diese Klebe-Tickets, die wir im Moment immer am Anfang des Semesters bekommen, ablösen. Und ja mich hat es einfach begeistert, dass diese Arbeit dann auch tatsächlich Früchte getragen hat in dem Moment, und das war für mich der konkrete Anlass im letzten Jahr auch mitzumachen.
I: Und jetzt stellst du Dich selbst zur Wahl auf? Oder hast du das letztes Jahr auch schon gemacht?
Nils Neubauer: Ja, ich hab mich letztes Jahr das erste Mal zur Wahl gestellt, und dieses Jahr das zweite mal.
I: Alles klar. Zu dieser Uni-Card wollte ich auch gleich kommen, weil ich hab im Wahlprogramm vom letzten Jahr gelesen, dass sie ursprünglich sogar zu diesem Wintersemester eingeführt werden sollte. Wie ist denn da jetzt der Stand mit der Karte?
Nils Neubauer: Also der Stand ist nach meiner Information, dass diese Uni-Card zu einem Sommersemester eingeführt werden muss, aber dass wir von der Uni kein konkretes Einführungsdatum haben. Wir haben da auch in der letzten StuPa-Sitzung eine Anfrage gestellt an den AStA und das war dann im Endeffekt das Ergebnis. Also wir wissen nicht, wann die Uni-Card kommt, und die Aussage, die wir gehört haben, ist, es gibt Verzögerungen. Aber wir können nicht nachvollziehen, dass diese Verzögerung auf die Uni geschoben wird, weil natürlich es ein Interesse der Studenten ist, diese Uni-Card einzuführen und deswegen muss die studentische Interessenvertretung da Druck machen, damit sowas kommt. Das kommt nicht von alleine.
I: Also es ist noch in Arbeit, aber dir ist jetzt nicht ganz klar, wo es hakt, an welcher Stelle?
Nils Neubauer: Es ist tatsächlich in Arbeit. Das Konzept haben wir ja erarbeitet in unserer AStA- Zeit und an die Uni gegeben, und die Uni hat daraufhin, ich glaub ein halbes Jahr später, der Einführung grundsätzlich zugesagt, aber steckt jetzt halt in dieser Planungsphase fest.
I: Das ist also ein Projekt, wo ihr weiter dahintersteht?
Nils Neubauer: Auf jeden Fall. Also das ist weiterhin einfach nervig, dass man am Anfang jedes Wintersemesters wieder oder auch jedes Sommersemester wieder zig neue Klebeticktets bekommt und es ist einfach viel komfortabler, diese Karte zu haben. Wir werden da auch sehr oft drauf angesprochen von Studenten, deswegen sind wir auch weiterhin der Ansicht, dass das ein sehr, sehr wichtiges Thema ist.
I: Habt ihr neben dieser Unikarte noch andere Projekte, oder welche Projekte habt ihr in der letzten Legislaturperiode noch verfolgt?
Nils Neubauer: Wir haben zum Beispiel einen großen Schwerpunkt auf das Thema Verkehr gelegt. Es werden ja im Moment neue Überdachungen an den Bushaltestellen hier in Haarentor gebaut. Das ist zurückzuführen gewesen auf eine Verkehrsumfrage, die wir, also die der Referent, der aus unserer Gruppe kam, damals durchgeführt hat, und das hat zum Beispiel ergeben, dass halt diese Bushaltestellen-Überdachungen zu klein sind und dass es deswegen da eine Erweiterung braucht. Es dauert natürlich ein bisschen, bis sowas durch die Planung geht, aber das ist zum Beispiel ein konkreter Erfolg den wir da jetzt haben.
I: Wie kann ich mir das vorstellen? Also ihr habt diese Umfrage gemacht und dann hat der RCDS konkret was getan, um das zu initiieren?
Nils Neubauer: Also, unser Referent damals im AStA hat es dann der Stadt Oldenburg vorgestellt, dass das eben aus dieser Umfrage folgend die Wünsche der Studenten sind. Er hat da auch immer wieder nachgehakt und hat eben bei der Stadt darauf gedrungen, dass das auch so umgesetzt wird. Das war im Endeffekt das Vorgehen. Wir fragen bei den Studenten an, was deren Interessen sind, wir kommunizieren diese Interessen nach Außen und versuchen dann, sie mit aller Entschlossenheit durchzusetzen.
I: Alles klar. Gibt es noch Projekte, von denen du erzählen möchtest darüber hinaus?
Nils Neubauer: Ein wichtiges Projekt war zum Beispiel noch, dass wir Transparenz in die Finanzen des AStAs bringen wollten. Wir haben erstmals einen Haushalt eingeführt, der eine Aufteilung der Gelder nach Referaten vorgesehen hat. Also keinen Allgemeinhaushalt, wo man jetzt auch wieder hin zurückgeht, sondern eben eine Aufteilung, dass man konkret sieht, an welchen Referenten geht das Geld und wieviel. Damit haben die Abgeordneten und die Öffentlichkeit eine bessere Möglichkeit, nachzuvollziehen, wo das Geld konkret hingeht.
I: Wo könnte ich das jetzt als Studierender nachvollziehen?
Nils Neubauer: Das kann man grundsätzlich im Haushaltsplan nachvollziehen, der jedes Jahr vom StuPa verabschiedet wird.
I: Würdest du sagen, es gab in der letzten Legislaturperiode auch Misserfolge oder Sachen, wo du selbstkritisch bist?
Nils Neubauer: Sachen, wo ich selbstkritisch bin. Ist eine gute Frage. Also ich muss ja dazu sagen, dass ich jetzt erst seit zwei Monaten ungefähr den Fraktionsvorsitz übernommen hab. Das heißt, ich kann jetzt erst auf eine StuPa-Sitzung zurückgucken, die ich im Endeffekt geleitet hab. Es ist eigentlich alles relativ nach Plan verlaufen. Ich muss sagen, was ich sehr schade fand, ist, dass wir eigentlich einen Antrag zum papierlosen Gremienmanagement eingebracht haben, wo ich auch das Gefühl hatte, das ist eigentlich ein Interesse, was die meisten anderen Gruppen auch haben, aber wo wir einfach nicht überzeugend darstellen konnten, warum wir genau diesen Schritt jetzt gehen. Das wär zum Beispiel sowas, wo ich sagen würde, das wäre vielleicht ein Misserfolg, weil wir diesen Antrag dann in der Folge eben auch nicht durchgekriegt haben.
I: Aber generell würdest du sagen, diese StuPa-Sitzung unter deinem Vorsitz ist gut gelaufen?
Nils Neubauer: Ich muss grundsätzlich sagen, dass die StuPa-Sitzungen dieser Legislatur tatsächlich dadurch gekennzeichnet waren, dass wir ziemlich sachliche Diskussionen hatten, was immer unser Ziel ist. Also dass alles insgesamt nicht übermäßig hochkocht oder emotionalisiert wird und deswegen würde ich schon sagen, dass ich mit der generellen, also nicht mit der inhaltlichen, aber grundsätzlich mit der Arbeit des StuPa schon zufrieden war.
I:. Kannst du mir nochmal erklären, warum ihr euch beim Kulturticket, das jetzt nun doch eingeführt wird zum nächsten Wintersemester, enthalten habt?
Nils Neubauer: Wir haben uns zu diesem Kulturticket enthalten, weil wir im Endeffekt zwei Aspekte darstellen wollten, erstens wollten wir selbstverständlich nicht dagegen stimmen. Deswegen haben wir das auch nicht gemacht, weil wir diese Urabstimmung gesehen haben und deswegen auch dieses Kultuticket umsetzen wollen. Das ist weiterhin unser Ziel, trotz der aus unserer Sicht zu geringen Anzahl der Angebote. Es waren zum Zeitpunkt der Urabstimmung drei Angebote, jetzt sind es vier geworden, wir hätten uns da mehr Vielfalt gewünscht. Aber das werden wir jetzt trotzdem so umsetzen, weil die Studenten das eben in der Abstimmung anders entschieden haben. Wir haben eben auf der anderen Seite gesehen, dass einer dieser Verträge, die der AStA nach der Urabstimmung dann ausverhandelt hat – darüber haben die Studenten noch nicht abgestimmt, sondern die sind eben nachher gekommen – also einer dieser Verträge stand in einem ganz großen Missverhältnis zu den anderen Verträgen, da wäre viel zu viel Geld ausgegeben worden. Es ging um einen Vertrag in Höhe von insgesamt 12.000 Euro und im Endeffekt ging es darum, dass es einen Euro Rabatt gibt, auf Karten des Casablanca und für diesen einen Euro müssen wir pro Student pro Jahr 80 Cent bezahlen, das heißt 80% der Studenten müssten im Jahr das Casablanca besuchen, damit sich das rechnet. Und das ist einfach unrealistisch, gerade auch weil die Zahlen zum Beispiel selbst für das viel, viel größere Staatstheater sehr viel geringer kalkuliert waren. Da waren es, glaube ich, 5000 oder 6000 Studenten, die das pro Jahr besuchen mussten und deswegen haben wir eben gesagt, diesen Vertrag mit dem Casablanca können wir so nicht mittragen, deswegen die Enthaltung.
I: Ihr habt außerdem einen Antrag gegen Extremismus in den StuPa eingereicht, was war das Ziel dieses Antrages? Kannst du den Studierenden das noch mal erklären?
Nils Neubauer: Ja, das Ziel dieses Antrags war, gerade in den aktuellen Zeiten, die wir erleben, ein Zeichen zu setzen, in denen zumindest unsere Fraktion das Gefühl hatte, dass die Ränder unserer Gesellschaft stärker werden, sowohl links als auch rechts, als auch aus dem Bereich der religiös motivierten Radikalisierung. Wir wollten da erstens eine klare Stellungnahme gegen machen und zweitens wollen wir eben, dass solche Gruppierungen, die von den zuständigen staatlichen Stellen so eingestuft werden, weder Gelder noch Unterstützung vom AStA bekommen. Das war der Hintergrund.
I: Nun ist ja dieser Antrag von den anderen ziemlich vehement abgelehnt worden, mit der hauptsächlichen Begründung, dass diese Extremismustheorie problematisch ist.
Nils Neubauer: (…) Also ich muss sagen, dass ich natürlich kein Sozialwissenschaftler bin, aber dass diese Einstufung in extremistische Gruppierungen rechts, links und religiös motiviert, natürlich nicht von uns kommt. Sondern dass wir uns da eben die Theorie zu eigen gemacht haben, die der Verfassungsschutz nutzt, weil es im Endeffekt genauer um den Begriff „verfassungsfeindlich“ geht, also um Gruppierungen, die die freiheitlich-demokratische Grundordnung angreifen wollen.
I: 2015 war der RCDS ja selbst in der AStA-Koalition mit den Jusos. Wie war es jetzt für euch, in dieser Legislatur in der Opposition zu sein? Wie habt ihr eure Aufgabe als Opposition wahrgenommen?
Nils Neubauer: Also, unsere Aufgabe war erstens, dass wir immer wieder Anfragen gestellt haben an den AStA und eben unserer Kontrollfunktion als Opposition gerecht zu werden. Um halt einfach mehr Details, sowohl für uns als auch für die hochschulinterne Öffentlichkeit zu bekommen, was der AStA genau macht. Zweitens haben wir auch immer wieder versucht, auf konstruktive Art und Weise unsere eigenen bzw. die Ideen, die von den Studenten an uns herangetragen wurden immer wieder einzubringen und zu versuchen, dafür Mehrheiten zu bekommen.
I: Ok, ja und noch eine Frage ist mir eingefallen, und zwar hab ich mich einfach gefragt, ihr seid der Ring Christlich-Demokratischer Studenten. Was ist denn christliche Hochschulpolitik?
Nils Neubauer: (…) Also das Christliche findet sich ein Stück weit darin wieder, also dass im Endeffekt von unserem Grundwert der Würde, der gleichen Würde aller Menschen ausgegangen wird – die Grundüberzeugung davon, das kann man auf das Christentum zurückführen. Allerdings muss man auch sagen, dass es in unserer Gruppe durchaus auch konträre Meinungen zu dem Thema gibt. Wir sind keine, sag ich mal jetzt, ausschließlich christliche Hochschulgruppe, sondern es ist tatsächlich unser Ziel, pragmatische und konstruktive Lösungen zu bekommen. Wir haben da tatsächlich auch aus allen politischen Lagern Mitglieder, die da ihre Ideen einbringen.
I: Dann kommen wir jetzt endlich zur Frage: Was sind denn eure zentralen Forderungen oder Kernthemen für diese Wahl?
Nils Neubauer: Also unsere kommenden Kernthemen wären wie gesagt erstens die Uni-Card, zweitens einfach die Rolle des AStA als Interessenvertretung zu stärken, das heißt mit den anderen Gremien der Universität im Austausch zu treten.
Aufnahmegerät fällt kurz aus.
I: Alles klar, es kann weitergehen. Hast du dich nochmal schlau gemacht? (Hat aufs Smartphone geschaut.)
Nils Neubauer: Wir haben ziemlich ausführliches Langprogramm, deswegen hab ich das nicht immer alles im Kopf. Also worum es natürlich auch noch geht, ist das Thema Verkehr, was uns sehr wichtig ist. Da geht es uns um den Ausbau der Nahverkehrsangebote. Es geht ganz konkret um zusätzliche bzw. bessere Fahrradstellplätze. Man muss sagen, dass oft, gerade zu Stoßzeiten und im Sommer, sogar geradezu Rettungswege blockiert werden, dadurch dass Fahrräder eben nicht mehr auf den Fahrradstellplätzen stehen können, sondern in die Zufahrtswege gestellt werden müssen. Da würden wir gern Abhilfe schaffen. Außerdem gibt es natürlich noch das Thema der Parkplätze, was gerade in Wechloy ein riesengroßes Problem ist. Wir halten jetzt auch nicht zwingend daran fest, dass es zwingend, unbedingt zusätzliche Flächen geben muss, aber es geht einfach darum, dass wir zum Beispiel ein Parkleitsystem bekommen. Aber wenn es tatsächlich mehr Parkplätze geben muss, um das zu entspannen, dann auch mehr Parkplätze.
I: Worin unterscheidet ihr euch im Wesentlichen von den anderen Listen, was macht euch besser als alle anderen?
Nils Neubauer: (lacht) Das ist auch eine nette Frage…
I: Beziehungsweise warum sollten die Studierenden euch wählen?
Nils Neubauer: Also im Endeffekt geht es darum, dass wir eine pragmatische und konstruktive Interessenvertretung wollen und dass es eben zumindest nach unserem Dafürhalten oft Situationen gegeben hat, wie jetzt zuletzt beim Kulturticket, wo einfach Dinge durchgedrückt werden, die man logisch nicht erklären kann. Es wäre eben unser Ansatz, aus einer vernünftigen Sichtweise heraus Probleme zu lösen. Und vor allem mehr mit den Studenten in Kontakt zu treten über Umfragen oder über Sprechstunden und herauszufinden, wo liegen die Sorgen und Nöte? Und das entsprechend umzusetzen. Es geht im Endeffekt auch darum, die studentische Interessenvertretung bekannter zu machen.
I: Gibt es noch irgendetwas, was du sagen möchtest? Dann hast du jetzt Gelegenheit dazu.
Nils Neubauer: Ja, ich möchte natürlich sagen, dass ich sehr gerne um die Stimmen für die Liste „RCDS – es ist deine Uni!“ werben möchte, weil ich glaube, dass das ein wichtiges Motto ist. Es ist deine Uni. Also es geht darum, dass jeder Einzelne seine Interessen und seine Ideen einbringen soll, wie man diese Uni besser machen kann und auch für jeden zu einem besseren Ort machen kann. Das ist unser ganzes Ziel und deswegen bitte ich da also um das Vertrauen in der nächsten StuPa-Wahl.
I: Ok alles klar, ja danke für das Interview.
Nils Neubauer: Ja, ich bedanke mich auch.