OUT of Order: die aktuelle Situation der Unibühnen

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🎙️Auch Thema im Podcast!

Wie die meisten Einrichtungen der Uni, so ist auch das Unikum durch Covid19 seit März geschlossen. Wie sich die aktuelle Situation darstellt und was mit den geplanten Veranstaltungen passiert besprechen wir in einem Gespräch mit Jürgen Boese, dem Kulturreferenten des Studentenwerks, und Kai Janssen, dem künstlerischen Leiter des Oldenburger Uni Theater OUT. 

Herr Boese, wie ist die Lage im Unitheater?

Boese: Wir haben den Komplettbetrieb eingestellt. Es findet kein regulärer Betrieb statt und auch keine Proben.

Wer entscheidet wann was gemacht werden darf?

Boese: Die Uni befindet sich aktuell noch im Notbetrieb, das heißt, alle Leute, die nicht wirklich vor Ort sein müssen, sind im Homeoffice.
Mein Arbeitgeber ist das Studentenwerk, wir haben die Räumlichkeiten angemietet und auch da sind die meisten Leute in Kurzarbeit gegangen. Der Austausch, wie es weitergeht, findet jedoch sehr intensiv statt. Der Geschäftsführer des Studentenwerks, Herr Thurner, tauscht sich mit dem Präsidenten der Uni, Herr Pieper, dazu aus. Sie werden gemeinsam entscheiden wie es weitergeht. 

Was passiert mit abgesagten Veranstaltungen? Entfallen sie komplett oder gibt es eine Verlegung auf das Wintersemester?

Boese: Kurz bevor das Improtheater SpontanOL stattfinden sollte, genau eine Woche vorher, ist es zum Lockdown gekommen. Das heißt, ich musste 6 Wochen Vorbereitungszeit innerhalb von einer Woche komplett absagen. Was dort stattfinden sollte komplett nachzuholen ist sehr schwierig. Für das SpontanOl wird es eine Miniausgabe im November geben. Zwei Shows und zwei Tagesworkshops. Damit das Ganze nicht komplett ausfällt und einige finanzielle Sachen aufgefangen werden können. Weitere Gastspiele im Unikum wurden ebenfalls verschoben. Andere studentische Projekte sind ausgefallen – ob die im Wintersemester stattfinden können ist immer so eine Sache, weil man gar nicht weiß: sind die Studierenden dann überhaupt noch vor Ort? Gehen sie in Praktika? Auch da sind viele Unsicherheiten zu spüren. Das Kinoprogramm wird komplett ins nächste oder übernächste Semester übertragen.  

Herr Janssen, wie stellt sich die Lage für das OUT dar?

Janssen: Durch die gegebenen Vorschriften ist es momentan nicht gestattet, dass man probt. Das Studentenwerk hat sicherheitshalber gesagt, solange die Bestimmungen verlängert werden gibt es auch keinen Probebetrieb. Das heißt, dass man schwerlich Sachen vorbereiten kann, die ja eigentlich geplant sind fürs Sommersemester. Zum Glück gibt es viele Einzelbeiträge von Individualkünstlern, also zum Beispiel eine Lesung oder ein Konzert von einer Einzelperson, die können auch zu Hause und ohne Proberäume proben und können dann, wenn es gestattet werden sollte, im Juni auftreten. 

Wie planen sie beim OUT für die nähere Zukunft?

Janssen: Wir legen den Fokus auf die Einzelveranstaltungen, damit man da auf der sicheren Seite ist. Wir haben derzeit noch einen Plan A, der besagt, dass es im Mai mit einem bunten Abend losgeht, einer eher größeren Veranstaltung. Allerdings werden wir da Hygienebestimmungen einhalten: wir versuchen die Stühle weiter auseinander zu stellen, sowohl das Personal wie die Gäste werden wohl Masken tragen. Das wird Neuland für uns alle sein. Danach gehen die Einzelveranstaltungen los. Dann ist tatsächlich noch die Aufführung der Theaterwerkstatt Ende Juni geplant. Wir hoffen, dass es bis dahin alles wieder ein bisschen gelockert ist. 

Falls auch dann keine Bühnen genutzt werden können, sind dann digitale Veranstaltungen geplant?

Janssen: Der Gedanke kam auf, aber das ist eine Sache, über die wir uns erst Gedanken machen wollen, wenn wir im Mai wissen, ob der Notbetrieb verlängert wird. Eine Onlineveranstaltung wäre grundsätzlich möglich, weil wir Einzelkünstler haben. Zumindest also für die Einzelveranstaltungen lässt es sich machen. Aber ein ganzes Theaterstück mit mehreren Schauspielern könnte man ja auch noch nicht einmal aufzeichnen, weil man mit mehreren Personen in einem Raum sein muss – also keine Übertragung ohne die Bestimmungen zu verletzen. 

Zum aktuellen Stand:

Derzeit können immer noch keine großen Veranstaltungen oder Proben auf den Bühnen des Unikums stattfinden. Stattdessen wird derzeit an einem Konzept für regelmäßige Streams gearbeitet. Die ersten beiden haben bereits stattgefunden: eine Lesung von H.P. Lovecrafts ‚Die Farbe aus dem All‘ vorgetragen von Henning Siedenbiedel sowie ‚Great Balls of Fire – Die Jerry Lee Lewis Story‘ von Justin Hibbeler. Weitere werden in den kommenden Wochen folgen.

Des Weiteren wurde bereits mit der Planung für das nächste Semester begonnen. Optimistisch schaut man auf den Monat Oktober. Möglicherweise wird es zu dem Zeitpunkt wieder möglich sein auf den Bühnen zu proben, sodass, gegebenenfalls auch unter strengen Hygieneregelungen, im Wintersemester wieder Aufführungen von Stücken möglich sind.

von Maximilian Linschmann 

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