In Deutschland gibt es neben den drei bekannten Kinoketten vor allem kleinere Kinos. In Oldenburg ist eines von zwei dieser unabhängigen Kinos das Cine k. Wir sprachen mit dem Kino über die aktuelle Situation.
Es gibt eine enge Verbindung vom Cine k zur Uni und zur Studierendenschaft. Kannst du einen kurzen Überblick geben, was es in der Vergangenheit hier gab und was es aktuell gibt?
Mit der Studierendenschaft gibt es seit Start des Cine k eine enge Verbindung. Wir vom Cine k verstehen Kino als Ort des Austausches und der Diskussion, das passt natürlich super zur Uni. Auch dort geht es um Austausch und Diskussion. Die Studierendenschaft und die Uni nutzen das Cine k gerne als Möglichkeit, eigene Inhalte und Auseinandersetzung ins Kino zu bringen oder eigene Inhalte mit Hilfe von Kino sichtbarer zu machen in Oldenburg. Und wir freuen uns, eine Plattform und Unterstützung sein zu dürfen, weil wir wissen – mit Film geht Austausch besonders gut!
Zum Beispiel werden wir angefragt, ob wir zu einem bestimmten Tagungsthema einen passenden Film haben, der dann im Kino während der Tagung gezeigt wird. Oder es gibt ganze Filmreihen zu spezifischen Themen, zum Beispiel die Filmreihe „Perspektiven auf Flucht“ im letzten Jahr. So entstehen auch spannende Kooperationen zwischen der Uni und anderen Akteur_innen in Oldenburg. Diese Filmreihe war bspw. eine Kooperation zwischen dem Center for Migration (CMC) der Uni, der Seebrücke Oldenburg, dem Medienbüro Oldenburg und dem Cine k. Sie ging also über eine Verbindung zwischen Uni und Kino hinaus und verknüpfte sich mit gesellschafts-politischen Akteur_innen in Oldenburg. Das macht Diskussion und Austausch noch vielfältiger!
Vergessen darf man auch auf keinen Fall das „Philosophische Kino“ der Fachschaft für Philosophie in Kooperation mit dem Medienbüro. Die Fachschaft sucht von aktuellen Filmen bis Filmklassikern immer spannende Filme raus, die zu bestimmten aktuellen Themen diskutiert werden. Manchmal ist es für uns dann gar nicht so einfach, alte Filme in speziellen Versionen aufzutreiben. Die Diskussionen im Philosophischen Kino sind immer ganz besonders, v.a. weil dort natürlich viele Philosophie-Student*innen teilnehmen. Die Veranstaltung ist aber für alle offen.
Über eine weitere Verbindung zwischen Uni und Cine k freuen wir uns besonders: Wir sind seit Oktober Teil des Kulturtickets des AStA. Das heißt, dass Studierende der Uni Oldenburg vergünstigt ins Kino können. Außerdem gibt es eine extra Filmreihe des Kulturreferates, die kostenfrei für alle mit Kulturticket ist. So der Plan, wenn das Kino wieder läuft!
Ihr müsst nun wieder in den Lockdown. Wie ist eure Position zu dieser Entscheidung?
Der Lockdown trifft uns und die ganze Kulturbranche hart. Klar, in Zeiten einer globalen Pandemie müssen wir alle umsichtig miteinander umgehen und das heißt auch, dass Entscheidungen getroffen werden müssen. Für uns ist aber bitter, dass Kultur so lapidar mit Freizeit gleichgesetzt wird. Kinos, Theater etc. – alles Orte mit gut umsetzbaren Hygienekonzepten – müssen während des zweiten Lockdowns schließen, während Shoppingcenter oder Geschäfte, die nicht für den täglichen Bedarf da sind, weiterhin geöffnet sein dürfen. Da wird vergessen: Kultur ist mehr als Amüsement. Da geht es um Debatte und Auseinandersetzung mit gesellschafts-politischen Themen. Alles Dinge, die wir in einer Demokratie ganz dringend brauchen. Und das ist systemrelevant. Wir finden, da wird grade fahrlässig mit Kultur umgegangen.
Der Lockdown bedeutet neben Zukunftsängsten für uns auch, dass wir so ins Blaue reinplanen müssen. Wir wollen, sobald wir wieder öffnen können, auch wieder öffnen. Das heißt für uns auch, im Voraus schon ein Filmprogramm zu erstellen, auch wenn es sein kann, dass es dieses Filmprogramm so nie geben wird. Wir ackern also einfach schon mal, ohne zu wissen, ob das reichen wird. Ob es das Kino weitergeben wird. Das zehrt natürlich enorm an den Nerven. Für Kooperationspartner*innen, die in den nächsten Monaten Veranstaltungen im Cine k geplant haben, ist das auch eine schwierige Situation. Da wurde dann viel (zum Teil ehrenamtliche) Arbeit und Energie in Filmreihen gesteckt, die so erstmal nicht stattfinden können. Das zehrt an den Nerven, das merken wir. Was wir aber in dieser Pandemiezeit merken ist, dass viele Cine k Fans hinter uns stehen. Der Förderverein supportet uns und Menschen kaufen Gutscheine oder spenden an den Förderverein oder streamen Filme so, dass wir daran beteiligt werden. Da ist auf jeden Fall Solidarität.
Es gibt die Ankündigung zur Übernahme von 75% des Umsatzes. Da ihr einen nicht geringen Teil eurer Kosten ja durch Förderungen, Kulturprojekte und Kooperationen wie eben mit der Uni bestreitet, könnte ich mir vorstellen, dass diese Hilfen an eurer Tätigkeit vorbeizielen?
Erstmal sind 75% des Umsatzes natürlich ein gutes Signal. Sorge macht uns eher, dass die Förderung vorerst nur im November greift. Was ist mit den Monaten davor und danach? Es gab schon auch Unterstützungsprogramme durch die Politik. So wurde die Summe des Kinoprogrammpreises vom Bundesministerium für Kultur automatisch verdoppelt und das Förderprogramm „Zukunftsprogramm Kino“ ins Leben gerufen. Mit dem Förderprogramm können wir aber nur Investitionen fördern. Wir haben dort natürlich auch Anträge gestellt. Aber was ja viel problematischer ist, sind sowas wie laufende Kosten. Die werden über dieses Förderprogramm nicht abgedeckt.
Auch wenn es vielleicht von außen anders wirkt. Der mit Abstand größte Teil unserer Kosten wird aus den Kinoeintrittseinnahmen und den Umsätzen an der Theke gedeckt. Das Cine k bekommt keine städtische Förderung. Fördergelder für den Bereich Film zu gewinnen ist mit sehr viel (Personal-)aufwand und Bürokratie verbunden. Film gilt in Deutschland immer noch als reines Vergnügen und fällt daher meist unter Wirtschaftsförderung. Dafür sind wir dann aber oft zu klein, so haben wir zum Beispiel im Unterschied zum Casablanca keine Möglichkeiten an europäische Gelder zu kommen, die gerade erhöht wurden. Hier scheitern wir schon an der Mindestgröße unseres Kinosaals.
Dass Film eine der prägenden Kunstformen der letzten 120 Jahre war und ist, dafür kämpfen wir seit Bestehen des Cine k. In Frankreich ist dies selbstverständlich, entsprechend anders ist dort die Unterstützung für Kinos. Auch auf Länderebene ist die Förderung durch die Nordmedia im Vergleich zu den anderen Bundesländern eher bescheiden.
Ihr wart im Sommer an dem städtischen Autokino beteiligt, glaubst du, dass das wiederkommen wird, solange es Corona noch geben wird? Gibt es schon Pläne für solchen Formen, wie man in der aktuellen Situation doch Kino anbieten kann?
Das Autokino Festival war kein städtisches Autokino, sondern ein Autokino des Cine k in Kooperation mit der Marketingagentur Guerilla Substitute, die uns kostenfrei unterstützt haben. Auch hier haben wir das komplette Risiko für die enormen Kosten (Technik, Platzgebühren, Personal, Infrastruktur) alleine getragen und waren erleichtert, dass das Kino so gut angenommen wurde. Die Stadt hat lediglich einen Teil der Parkplatzgebühren erlassen, die wir an die Weser-Ems-Halle gezahlt haben, eine 100% Tochtergesellschaft der Stadt übrigens.
Wir haben die erste Woche des zweiten Lockdowns genutzt, um in Kino-Klausur zu gehen und zu überlegen, wie wir weiter Kino machen können. Seit März hatten wir nie so ein richtiges Innehalten, die Situation hat uns alle total gestresst. Geplant haben wir nun, dass wir im Juni bis August auf jeden Fall wieder draußen spielen wollen. Das Draußen-Kino kam in diesem Jahr total gut an, auch für Kooperationen und special Events wie Konzerte vor dem Film, hat das super funktioniert. Für das neue Jahr wird der Kinospielplatz im Hinterhof der Kulturetage durch das kreativ:Labor in Zusammenarbeit mit uns auch noch umgestaltet und schicker gemacht. Wir freuen uns also auf einen richtig schönen Kinosommer, der sich wieder ein bisschen nach Normalität und Festival anfühlt! Bis dahin warten wir ab, ab wann wir wieder drinnen spielen dürfen. Vorerst haben wir uns dagegen entschieden, nochmal ein Autokino-Festival zu machen. Das war erstmal ein einmaliges Erlebnis. Auf das Festival sind wir stolz. Aber es ist kein Kino, wie wir es verstehen. Austausch ist so vereinzelt im Auto wirklich nicht möglich. Und es frisst unglaublich viele Kapazitäten. In der Klausur haben wir festgestellt, dass wir auch auf uns achten müssen. Wenn wir lange nicht öffnen dürfen, müssen wir weiter überlegen. Streaming-Veranstaltungen mit online Diskussion im Anschluss sind natürlich denkbar.
Glaubst du, dass die Kulturlandschaft sich durch Corona dauerhaft verändern wird?
Für die Kinolandschaft ist die wichtige Frage: Wer hat welche Ressourcen und hält wie lange durch? Wer die Pandemiezeit übersteht, wird vermutlich auch danach noch gut weitermachen können. Streamingplattformen nutzen zwar mehr Menschen seit der Pandemie. Was Streaming aber nicht kann, ist dir dieses Gefühl zu vermitteln, wenn Du im Kino bist. Leute treffen, sich austauschen, ein professionell kuratiertes Programm, Kino auch als Ort des Austausches. Langfristig wird sich die Kinolandschaft sicherlich verändern. Das hat dann aber weniger mit Corona zu tun. Sondern eher mit der Frage, wer geht noch ins Kino. Große Kinos werden bestimmt noch lange bestehen. Die neusten Blockbuster auf einer riesigen Leinwand zu sehen, das wird bestimmt noch lange attraktiv sein. Die Zukunftsfrage stellt sich daher eher für kleinere Kinos. Dazu gehören auch wir. Wir merken an den Besuchszahlen (ohne Pandemie) aber auch, dass jedes Jahr mehr Besucher*innen zu uns kommen. Wir bieten nämlich Raum für gesellschafts-politische Auseinandersetzung. Und das wird sehr gut angenommen und genutzt – der Raum Kino wird ja nicht nur durch uns gefüllt, sondern auch über unsere Kooperationen.
Jenseits des Kinos schauen wir bspw. auf die Clubszene in Oldenburg. Da schlottern einem schon ganz schön die Knie. Und was erstmal weg ist, kommt so schnell nicht wieder.
Da nun alle erst einmal viel zu Hause sein werden: Welche Filme sollte man sich im Lockdown ansehen?
Wer das Cine k unterstützen will, kann bspw. über die Filmplattform Kino on Demand Filme streamen und das Cine k als Kino angeben. Damit werden wir auch supportet.
Im Moment können auch viele Filmfestivals nur digital stattfinden. Dort gibt es immer wieder jede Menge unbekanntes und Spannendes zu entdecken. Im November zum Beispiel das „Internationale Filmfest Mannheim-Heidelberg“ (www.iffmh.de) eines der ältesten Festivals in Deutschland.
Für alles die sich für Filmgeschichte interessieren: „Geniale Göttin – Die Geschichte von Hedy Lamarr“. Ein faszinierendes Porträt einer beeindruckenden Frau. Findet man umsonst in der Arte-Mediathek. Wie zum Beispiel auch „Terror 2000 – Intensivstation Deutschland“ den wir auch schon bei uns im Kino gezeigt haben. Lohnt auch immer wieder.
Und überr unsere Social Media Kanäle gibt es ab und zu auch Filmtipps. Da lohnt es sich, reinzuschauen.