Philosophieren mit Star Trek

Den aktuellen „Preis der Lehre“ für die beste Lehrveranstaltungsevaluation hat Anna Plader für ihr Seminar zum „Philosophieren mit Star Trek“ gewonnen. Die kleine Weltbühne traf sie zum virtuellen Gespräch über ihr Seminar und das Verhältnis von Philosophie und Star Trek. 

Sie haben für das Seminar „Philosophieren mit Star Trek“ kürzlich den Preis der Lehre in der Kategorie „Beste Lehrveranstaltungsevaluation“ erhalten. Was hat den Studierenden besonders gefallen?

Die Freitextantworten der Studierenden waren sehr umfangreich. Erwähnt wurden u.a. die Themenvielfalt, die Kombination aus fachphilosophischen und methodisch-didaktischen Inhalten, die Auswahl der Episoden, die Diskussionen und die Diskussionsfreudigkeit der Teilnehmer*innen sowie die angenehme Atmosphäre. Eine Person schrieb: „Die Inhalte waren spannend, kontrovers und aufwühlend, sodass man sich jeden Tag bereits auf den nächsten Termin freute“. So etwas liest man als Lehrende natürlich besonders gerne. 

An dem Seminar haben sicher nicht nur Star Trek-Kenner*innen teilgenommen. Wie haben Sie die Studierenden, die Star Trek bisher nicht kannten, in das Thema eingeführt? 

Tatsächlich waren die meisten in dem Seminar Star Trek-Neulinge. Wir haben uns thematisch sozusagen „von außen nach innen“ vorgearbeitet. Zunächst wurden die unterschiedlichen Genre der sogenannten Fantastischen Literatur wie Science Fiction, Fantasy, Phantastik und Utopische Literatur voneinander abgegrenzt. Danach wandten wir uns dem Genre Science Fiction genauer zu, um sodann auf Star Trek als einer Form der sog. realitätsnahen Science Fiction zu sprechen zu kommen. In einem kurzen Vortrag bekamen die Studierenden von mir Informationen rund um Star Treks Entstehungs- und Wirkungsgeschichte sowie das Star Trek-Universum. Hierzu gehörten z.B. auch Sternkarten, auf denen die Lebensräume der unterschiedlichen außerirdischen Spezies in unserer Galaxie verzeichnet waren. Die wichtigsten Personen der im Seminar verwendeten Serien lernten die Studierenden in einer Galerie kennen, die ich auf dem Flur vor dem Seminarraum in Form von großformatigen Steckbriefen errichtet habe. Um dem Ganzen etwas Struktur zu geben, bekamen die Studierenden hierfür ein Blatt mit Aussagen, die sie vervollständigen sollten, u.a.: Mehr erfahren würde ich gerne über… Für einen Tag mein Leben tauschen würde ich gerne mit…  Die/der beste Gefährte/in auf einer einsamen Insel wäre… Das Leben im 24 Jh. ist …

Sie haben wahrscheinlich nicht alle Serien und Filme gezeigt. Wie haben Sie die Auswahl der Episoden vorgenommen?

Ich habe mich dafür entschieden, in erster Linie mit der Serie Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert (engl. Star Trek – The Next Generation, abk. TNG) zu arbeiten. Hinzu kamen noch einige Episoden aus der Serie Star Trek – Raumschiff Voyager (engl. Star Trek – Voyager, abk. VOY). Sehr viele der TNG- sowie einige der VOY-Episoden weisen einen besonders hohen philosophischen Gehalt auf und die Konzentration auf zwei Serien (Raumschiffe) sollte verhindern, dass insbesondere die Star Trek-Neulinge mit zu vielen Orten, Raumschiffen und Crews „erschlagen“ werden.

Kommen wir zum Thema: Star Trek und Philosophie. Können Sie kurz erläutern, wie diese beiden Dinge sich zueinander verhalten? 

Ich habe die Serie TNG erstmalig als Teenager im Fernsehen gesehen (in den 90er Jahren) und ich erinnere mich, dass sie damals schon Denkprozesse, die ich heute als ethisch-moralisch, erkenntnistheoretisch oder auch metaphysisch bezeichnen würde, in mir ausgelöst hat, auch wenn mir das seinerzeit noch nicht so explizit bewusst war. Die Serie ist thematisch sehr weit gefächert. Von klassischen Themen wie Freiheit, Gerechtigkeit, Kausalität, Zeit über gesellschaftliche Fragen zu Religion, Sterbehilfe, Umweltverschmutzung, Krieg & Frieden, bis hin zu Künstlicher Intelligenz und Geschlecht & Geschlechterrollen wird alles behandelt.

Die einzelnen außerirdischen Spezies in der Serie repräsentieren verschiedene Weltanschauungen und Werte. Eine beliebte Form, die unterschiedlichen Positionen miteinander in Konflikt treten zu lassen, sind u.a. diplomatische Aushandlungsprozesse oder Gerichtsverhandlungen.

Das ist richtig. Da hätten wir z.B. die Klingonen, ein aggressives und aufbrausendes Volk, das vorzugsweise aus Krieger*innen besteht, für Ehre das Wichtigste ist. Vulkanier hingegen setzen auf Logik und völlige Kontrolle über ihre Gefühle. Betazoiden sind empathisch, Ferengi sind kompromisslose Kapitalisten, die vor keiner List zurückschrecken so lange der Profit stimmt. Die Cardassianer sind ein streng militärisch regiertes Volk, die Borg eine halb künstliche-halb organische Lebensform mit einem Kollektivbewusstsein und dem Drang nach rücksichtsloser Expansion. Die Liste ließe sich noch weiter fortführen. Was man an dieser Stelle aber schon erkennt: Alle hier erwähnten Eigenschaften kommen auch der menschlichen Spezies (mehr oder weniger) zu. Man könnte also sagen, die Konflikte, die zwischen den Spezies ausgetragen werden, spiegeln wider, was sich zuweilen innerhalb eines Menschen, zwischen Menschen oder auch zwischen verschiedenen Menschengruppen, seien es politische Gruppierungen, Volks-, Kultur- oder Religionsgemeinschaften, abspielt, wenn verschiedene Weltanschauungen, Werte oder Interessen aufeinandertreffen. 

In einigen Fällen werden die Konflikte dann in der Tat in Form von Prozessen oder Verhandlungen ausgetragen. Ein – auch unter Philosoph*innen – prominentes Beispiel findet sich in der Episode Wem gehört Data? (TNG 2×09), in der der rechtliche Status des gleichnamigen Androiden festgestellt werden soll. Hierbei geht es um die Frage, ob der Android selbst darüber entscheiden darf, sich von einem Wissenschaftler zum Zwecke der Analyse seiner Funktionsweise sezieren zu lassen oder nicht, oder ob er das Eigentum der Sternenflotte ist, deren Mitglieder ihn nach dem Tod seines Schöpfers gefunden und reaktiviert haben. Es geht also darum, ob intelligenten künstlichen Lebensformen das Recht auf Selbstbestimmung zugesprochen werden soll. Wenn man bedenkt, dass in Saudi Arabien im Jahre 2017 der humanoide Roboter Sophia die Staatsbürgerschaft erhalten hat, ist die hier verhandelte Frage gar nicht so weit weg von unserer Realität.

Können Sie ein Beispiel nennen, über das im Seminar besonders kontrovers diskutiert wurde?

Für besonders hartnäckige Diskussionen sorgt immer wieder die sogenannte „Oberste Direktive“, auch „Nichteinmischungsprinzip“ genannt. Diese Direktive verbietet es Mitgliedern der Vereinigten Föderation der Planeten (einer interstellaren UNO, deren Teil die Erde ist), sich in die Angelegenheiten anderer Zivilisationen, die nicht Teil der Föderation sind, einzumischen. Gleichzeitig sind die Mitglieder der Föderation aber verpflichtet, in Not geratenen Lebewesen, die ihnen auf ihren Reisen durch die Galaxis begegnen, zu helfen. Wo aber Hilfe aufhört und Einmischung beginnt, ist nicht immer eindeutig zu bestimmen (wie im realen Leben übr. auch), so dass die Crews der Föderationsschiffe immer wieder in Situationen geraten, in denen sie die Direktive situationsabhängig auslegen müssen. 

Wir haben im Seminar mehrere Episoden geschaut, in denen es um solche Auslegungen ging und interessanterweise war der Kurs sich selten einig, wie korrekterweise zu verfahren sei. Manchmal waren Studierende mit der Entscheidung der Person in der Serie auch nicht einverstanden und trugen Argumente vor, warum sie einen anderen Weg gewählt hätten, zuweilen wurde die Direktive selbst infrage gestellt. Solche Diskussionen sind natürlich besonders spannend, weil hinter den jeweiligen Entscheidungen grundlegende ethische Prinzipien und Werte stehen, die herausgearbeitet und gegeneinander abgewogen werden müssen.

Wenn man berücksichtigt, dass Star Trek in der Zukunft spielt, könnte man dann sagen, dass es sich hier um eine Form des Gedankenexperiments handelt?

Es stimmt, dass die Handlungen, Situationen oder auch Probleme in Star Trek zum Teil fiktiven und damit hypothetischen Charakter haben. Insofern handelt es sich an vielen Stellen, insbesondere dort, wo die auftretenden Problemstellungen und moralischen Zwickmühlen mit Technologien zusammenhängen, die in der Realität (noch) nicht existieren, in gewisser Weise um Gedankenexperimente. Allerdings erschöpft sich das Potential von Star Trek nicht in diesen und hinter den fiktiven Situationen stehen in Wirklichkeit reelle Probleme und grundlegende philosophische Fragen.  

Also kann man durch die Auseinandersetzung mit Star Trek Reflektionen über zeitgenössische gesellschaftliche Probleme anstellen?

Genau. Im Grunde wirkt Star Trek wie eine Art Katalysator für unsere Gedanken. Indem man sich mit fiktiven Problemsituationen auseinandersetzt, findet man etwas über sich selbst heraus, was dann aber real ist.

Würden Sie denn sagen, dass man damit konfrontiert wird, sich selbst zu dem Problem oder dem Dilemma zu verhalten? Ist man nicht durch das Wissen entlastet, dass am Ende Picard schon eine kluge Entscheidung treffen wird?

Das würde ich nicht sagen. Die „kluge Entscheidung“ fällt in der Regel eben erst am Ende. Bis dahin hat man also ausreichend Zeit, sich den eigenen Kopf darüber zu zerbrechen, wie die Lösung eines Problems aussehen könnte oder was die (moralisch) richtige Entscheidung wäre. Und meine Erfahrung ist, dass man das auch tut, weil sich die Fragen einem direkt aufdrängen. Im Übrigen muss sich die eigene Entscheidung auch nicht zwangsläufig mit der Picards decken. Mir fällt mindestens eine Episode ein, in der ich definitiv anders gehandelt hätte als Picard!

Haben Sie im Seminar ausschließlich über die Serien diskutiert oder haben Sie auch Fachliteratur hinzugezogen?

Wir haben in erster Linie über die in den Serien aufgeworfenen Fragen diskutiert, ich habe aber auch Bezüge zu philosophischen Texten hergestellt. Im Zusammenhang mit dem Thema Geschlechterrollen kam z.B. ein Auszug aus Jean-Jacques Rousseaus Emile zum Einsatz, und ergänzend zu einer Episode, in der es um eine Spezies geht, die ausschließlich über Metaphern kommuniziert, wurde auf den Aufsatz „Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn“ von Friedrich Nietzsche Bezug genommen.

Die philosophischen Bezüge und Probleme werden teilweise explizit genannt, z.B. „Ich denke, also bin ich“ von Descartes. Hatten die Macher und Drehbuchautoren von Star Trek eine philosophische Ausbildung?

Inwiefern die Macher von Star Trek eine akademische philosophische Ausbildung genossen haben, kann ich nicht sagen. Gene Roddenberry (1921-1991), der Schöpfer von Star Trek, war vielleicht weniger ein Philosoph als vielmehr ein Visionär. Es gibt bekanntlich Menschen, die ihrer Zeit voraus sind, und Roddenberry gehört definitiv zu dieser Art von Menschen. Zum einen hat er nämlich sowohl technologisch als auch gesellschaftlich Vieles antizipiert, das später erfunden wurde bzw. eingetreten ist, zum anderen hatten viele seiner Ideen einen utopischen Charakter, wie z.B. die Darstellung der Welt als einer, in der die Menschheit nicht mehr nach Geld, Macht und Ruhm strebt, sondern nach Wissen, Erkenntnis sowie der eigenen Weiterentwicklung.

Insbesondere in den ersten Serien hat Roddenberry aber auch die Probleme und Fragen seiner Zeit verarbeitet, so dass man umgekehrt aus den Themen der Serie Rückschlüsse daraus ziehen, was zu der jeweiligen Zeit in der Welt politisch, gesellschaftlich, kulturell usw. los war, was also die Menschen damals bewegt hat. Star Trek ist damit einerseits ein Spiegelbild (und gleichzeitig natürlich auch ein Produkt) seiner Zeit, es weist andererseits aber auch über seine eigene Zeit hinaus und ist damit Vorreiter und Wegbereiter für technologischen und gesellschaftlichen Fortschritt.

Hätten Sie ein Beispiel?

Es gibt Technologien, die zum Zeitpunkt der Ausstrahlung der jeweiligen Serie noch nicht existiert haben, später aber in sehr ähnlicher Form entwickelt wurden (z.B. Flachbildschirme, Touchscreens, Tabletts, Sprachassistenten wie Siri oder Alexa, Kommunikationsgeräte wie das Handy, 3D-Projektionen oder auch nadellose Spritzen). Zum anderen wurden umgekehrt Wissenschaftler*innen und Ingenieur*innen durch Star Trek überhaupt erst dazu inspiriert, an der Entwicklung bestimmter Technologien zu forschen. 

Gibt es auch Elemente in den Star Trek-Serien, die nach wie vor in die Zukunft weisen, die wir also noch nicht haben?

Technologisch wären da der Warp-Antrieb (Reisen mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit, ermöglicht durch eine Krümmung der Raumzeit) und das Beamen (eine Form der Teleportation). Beide Technologien können theoretisch grundsätzlich erklärt werden. Was das Beamen angeht, gibt es bereits Erfolge auf der Ebene der Quanten (Quantenteleportation). Hierbei handelt es sich jedoch um eine Übertragung (Teleportation) von Information, nicht von Materie. Die Übertragung der Information, die in einem komplexen Organismus steckt, wäre also theoretisch möglich, aber dass das jemals praktisch umsetzbar sein wird, ist sehr unwahrscheinlich. Zudem müsste selbst dann an der Zielstelle der „gebeamte“ Organismus aus dort bereits vorhandener Materie neu aufgebaut werden. Die Teleportation von Materie, also das Beamen, wie es bei Star Trek stattfindet, ist (nach allem, was bis heute bekannt ist) physikalisch unmöglich.

Könnte man Ähnliches auch auf der der politischen oder gesellschaftlichen Ebene attestieren?

In der Episode Die neutrale Zone (TNG 1×26) findet die Enterprise Menschen, die Ende des 20 Jh. in Kryostase versetzt wurden. Nachdem diese aus dem Kälteschlaf geholt werden, erkundigt sich einer der Männer nach seinem Vermögen, das er seinerzeit angelegt hatte und das inzwischen immense Zinsen getragen haben müsste, worauf Captain Picard ihm entgegnet: „Sie haben noch gar nichts begriffen. In den letzten drei Jahrhunderten hat sich unglaublich viel verändert. Es ist für die Menschen nicht länger wichtig, große Reichtümer zu besitzen. Wir haben den Hunger eliminiert, die Not, die Notwendigkeit, reich zu sein. Die Menschheit ist erwachsen geworden.“ Das wäre wohl ein gutes Beispiel für ein Element aus Roddenberrys Zukunft, dass bekanntlich noch nicht verwirklicht wurde, an dem es sich aber durchaus lohnen würde zu arbeiten!

Sprechen wir noch über den fachdidaktischen Aspekt, der ja ein zentraler Bestandteil des Seminares war. Warum, denken Sie, ist Star Trek ein geeigneter Gegenstand für den Unterricht?

Star Trek, und hierbei meine ich insbesondere TNG, ist nicht zuletzt deswegen für den Unterricht geeignet – und das klingt jetzt vielleicht etwas paradox – weil es schon etwas älter ist. Die Serie ist noch nicht so mit Spezialeffekten überladen, wie es bei späteren Science Fiction-Serien und -Filmen oft der Fall ist, so dass man leichter den Fokus auf die eigentliche Handlung und das philosophische Problem lenken kann. Die neusten Star Trek-Filme [von J.J. Abrams, Anm. d. Red.] z.B. sind in erster Linie Actionfilme und m.E. philosophisch nicht mehr besonders ergiebig. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die behandelten Probleme und Fragestellungen uns auf eine angenehme Art und Weise dazu bringen, uns mit unseren Grundprinzipien, Werten und Normen auseinanderzusetzen und diese zu hinterfragen. Es geht immer wieder um fundamentale Fragen: Wie können wir Erkenntnisse erlangen? Wie sollen wir uns verhalten? Was ist gerecht? Was ist ein Leben wert? Was macht mich als Mensch aus? Welche Stellung haben wir Menschen im Universum? Was ist Fortschritt? Genau das sind auch die Fragen, um die es im Philosophie- und Werte und Normen-Unterricht geht. Der dritte, ganz pragmatische Punkt ist die überschaubare Länge der Episoden (ca. 40 min) sowie deren Dramaturgie: Problem – Diskussion/Verhandlung/Erörterung der (Lösungs-)Möglichkeiten – Entscheidung/(Auf-)Lösung des Problems.

Die Darstellung der Konflikte und Probleme gelingt in Star Trek aber doch eher so gut, weil die Probleme und Fragen ernst genommen werden und es in der Regel nicht eine plumpe pädagogische Lösung gibt, oder?

Dem würde ich zustimmen, obwohl es vereinzelt auch Episoden gibt, bei denen die Botschaft so plakativ ist, dass man nicht um den Eindruck herumkommt: Ok, das ist jetzt offenbar eine Erziehungsstunde. Zum Glück sind das aber die Ausnahmen und die aufgeworfenen Probleme und Lösungen sind in der Regel komplexer und vielschichtiger.

Im Seminar haben Sie viele Folgen besprochen. Würden Sie das für den Unterricht auch empfehlen? 

Ich denke, es würde sich durchaus lohnen, mehr als nur einmal während eines Schuljahres auf Star Trek zurückzugreifen. Die Serie TNG zumindest ist thematisch so breit gefächert, dass man als Lehrkraft kein Problem damit haben würde, für viele der laut Kerncurriculum vorgesehenen Themen eine passende Episode zu finden. Ich könnte mir vorstellen, dass die Schüler*innen im Laufe der Zeit sogar Sympathie für die Figuren entwickeln könnten und ein regelmäßiges Wiedersehen mit der Crew dadurch für noch mehr Motivation beim Philosophieren mit der Serie sorgen würde.

Präsentative Unterrichtsmethoden spielten in Ihrem Seminar auch eine Rolle. Von LEGO® bis zum kreativen Schreiben, wo sehen Sie hier den Nutzen?

Präsentative Methoden bieten alternative Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit philosophischen Fragestellungen und wirken, wenn sie sinnvoll eingesetzt werden, sehr motivierend. Im Seminar habe ich die Studierenden eine Metapher für einen extradimensionalen Lebensraum einer nicht-humanoiden, unsterblichen Spezies aus LEGO® bauen lassen. Die Bauten und die in ihnen verwendete Symbolik waren anschließend Gegenstand einer Diskussion darüber, ob ein ewiges Leben etwas Erstrebenswertes wäre oder nicht. Natürlich hätte man über die Frage auch einfach diskutieren können, allerdings wäre uns dann so mancher interessante Aspekt verborgen geblieben, weil er sich eben nicht in Worte hätte fassen lassen, mithilfe der LEGO®-Steine aber ausgedrückt werden konnte.

Im Wintersemester 2020/21 haben Sie das Seminar online abgehalten. Was hat sich dadurch geändert?

Ich habe das Seminar größtenteils als wöchentlich stattfindende Veranstaltung abgehalten und nicht, wie in Präsenz, im Block. Das schien mir bei einem online-Format geeigneter. Statt der oben erwähnten Galerie bekamen die Studierenden die Steckbriefe der Crewmitglieder als Dateien über Stud.IP bereitgestellt. Die Episoden, über die im Seminar gesprochen wurde, wurden von den Studierenden überwiegend vorab zu Hause geschaut. Einiges, wie die LEGO®-Sequenz als praktische Übung, mussten entfallen. Ich habe stattdessen den Studierenden Fotos von den LEGO®-Bauten der Seminarteilnehmer*innen aus früheren Semestern gezeigt und wir haben über diese verschiedenen Darstellungen diskutiert.

Welche Folge würden Sie abschließend empfehlen, um die Philosophie in Star Trek kennen zu lernen?

Die bereits erwähnte Episode Wem gehört Data? aus der Serie TNG.

Interview Von Ulrich Mathias Gerr

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