Stellungnahme

Für die Interessen der Studierenden!

aktionstag

Studierende sehen nunmehr dem fünften Semester in der Pandemie entgegen. Wir begrüßen die Rückkehr zur Präsenzlehre, möchten dennoch darauf hinweisen, dass diese „Normalität“ für viele Studierende weiterhin mit vielen Notlagen verbunden ist. Um auf diese Notlagen hinzuweisen, organisieren wir am 15.06 ab 12 Uhr einen Aktionstag vor dem Hörsaalzentrum.

Es müssen noch immer zwei Drittel aller Studierenden einem Nebenjob nachgehen, um sich über Wasser zu halten ‒ Jobs, die darüber hinaus in den letzten beiden Jahren zu großen Teilen weggebrochen sind. Die Förderquote des BAföG von nur noch 11 Prozent ist eindeutig zu niedrig und die Fördersätze sind im Angesicht von Inflation sowie steigenden Energiekosten und Mietpreisen erschreckend gering.

Davon sind aber selbstverständlich nicht nur die wenigen BAföG beziehenden Studierenden betroffen, sondern fast alle Studierenden, die nicht zufällig aus einem reichen Elternhaus stammen. Viele Studierende geraten so in immer größere Existenznöte und sind dadurch gezwungen, ihr Studium abzubrechen.

Die vergangenen zwei Jahre haben die sich in der gegenseitigen Konkurrenz geistig ohnehin vereinzelnden Einzelnen überdies körperlich dauerhaft voneinander entfernt; das persönliche Gespräch unter Studierenden, auch der Austausch über die Studieninhalte, wurde dadurch in ungekannter Weise erschwert, das Gespräch zwischen Lehrenden und Studierenden erst recht. Studienanfängerinnen und -anfänger hatten es als weitgehend auf sich allein Gestellte insofern besonders schwer. So verwundert es nicht, dass diese Situation bei den Studierenden zu Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit, Konzentrationsproblemen etc. führte und sie im Laufe der Pandemie vermehrt die psychologische Beratung der Studierendenwerke in Anspruch genommen haben.

Doch auch mit der Rückkehr zum Präsenzsemester werden diese psychischen Belastungen nur bedingt gemildert, weil die Vereinzelung, die ökonomische Notlage und Stress wegen der Leistungsanforderungen fortbestehen.

Auch vor der Pandemie waren die Zustände an den Universitäten keineswegs rosig. Zweck der akademischen Beschulung war es, ist es und wird es weiterhin sein, genügend systemkonforme Kandidatinnen und Kandidaten für den Arbeitsmarkt zu produzieren, die keine Schwierigkeiten damit haben, einigermaßen beliebige Vorgaben unhinterfragt zu übernehmen und umzusetzen.

„Dieser Prozeß, durch den die Bildung des Menschen zum Menschen durch ökonomische Verwertungs-Imperative liquidiert wird, ist eben deshalb nicht reformierbar – er ist abzuschaffen. Diese allgemeine Forderung ist eben so leicht formuliert wie in ihrer Realisierbarkeit unwahrscheinlich: denn es geht um den logos der Wettbewerbs-Ökonomie selbst. Gleichwohl muß die Forderung erhoben werden, soll noch an der humanistischen Idee der Universität festgehalten werden."

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