Pressemitteilung, 20.06.2023
Nach Medienberichten der NWZ plant die schlagende Studentenverbindung Corps Suevia-Straßburg ihren Umzug von Marburg nach Oldenburg. AStA-Sprecher Tarek Probst erklärt dazu:
„Auch wenn die Studentenverbindung Suevia-Straßburg sich selbst als ‚liberal‘ bezeichnet und ansonsten betont unpolitisch gibt, handelt es sich doch in Wahrheit um einen rechtsnational orientierten, männerbündisch-elitären Karrierezirkel, der ganz sicher nicht für liberale Werte im Sinne von Weltoffenheit und Individiualität steht. Als AStA können wir sie definitiv nicht in Oldenburg willkommen heißen! Studentenverbindungen inszenieren sich gerne als fürsorgliche Gemeinschaften, die günstigen Wohnraum für Studenten zur Verfügung stellen und gesellige Abende veranstalten. In Wahrheit sind die Verbindungsstrukturen alles andere als harmlos, sondern streng hierarchisch und repressiv. Von neu aufgenommenen Studenten – sogenannten ‚Füchsen‘ – wird die Unterordnung unter das äußerst fragwürdige ‚Brauchtum‘ des Hauses erwartet. Dazu gehört die Teilnahme an demütigenden Initiationsriten wie dem ‚Presssaufen‘ und der Mensur, also dem Fechtkampf mit geschärften Klingen. Auf diese Weise sollen reaktionäre Männlichkeitsvorstellungen von Härte, Ehre und Treue tradiert werden.“
Bastian Göbbels, ebenfalls AStA-Sprecher, ergänzt:
„Allein schon der Name der Verbindung lässt tief blicken und verrät das revanchistische Gedankengut, an dem man offenbar noch immer festhält: Das Corps wurde 1878 in Straßburg gegründet, nachdem Elsass-Lothringen im Zuge des Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 an das Deutsche Reich fiel. Nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg zog die Studentenverbindung zunächst nach Münster und dann nach Marburg um. Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg kehrte das Corps allerdings von 1941 bis 1944 nach Straßburg zurück. An der dortigen Universität gründete es eine NS-Kameradschaft, die nach dem deutschen Kolonialbeamten und ehemaligen Suevia-Mitglied ‚Rudolf von Bennigsen‘ benannt wurde. Die Kameradschaft bekannte sich damit ganz offen zu den brutalen Kolonialverbrechen in ‚Deutsch-Ostafrika‘ und ‚Deutsch-Neuguinea‘ unter von Bennigsens Verantwortung. Nicht wenige ihrer Mitglieder nahmen zudem Führungspositionen im Nationalsozialismus ein. Heinrich Böhmcker war Bürgermeister von Bremen und SA-Obergruppenführer, Werner Ballauff Generalmajor der Waffen-SS, Karl Gossel organisierte im Reichsfinanzministerium die Vernichtung durch Arbeit in NS-Zwangsarbeitslagern. ‚Mit Recht ist das Corps stolz auf seine Vergangenheit‘, steht dennoch ganz allgemein auf der Homepage der Verbindung. Es ist nichts darüber bekannt, dass sich das Corps Suevia-Straßburg jemals um eine Aufarbeitung ihrer eigenen Vergangenheit bemüht hätte. Als ‚pflichtschlagende‘ Verbindung hält sie bis heute an den reaktionärsten Bräuchen fest.“
Probst und Göbbels verknüpfen ihre Kritik mit einer klaren Erwartung an die Stadt Oldenburg:
„Wir erwarten von der Stadt, dass sie keinerlei städtischen Wohnraum für die Studentenverbindung zur Verfügung stellt. Im Sinne einer kritischen (Hochschul-)Öffentlichkeit ist zu wünschen, dass das Corps Suevia-Straßburg auch in Oldenburg ‚nicht vom Fleck‘ kommen wird, wie ein Bremer Mitglied im NWZ-Gespräch sich über die zuletzt erfolgslose Zeit in Marburg beklagt.“