Eine wichtige Aufgabe der Fachschaften sollte die Erstsemesterbetreuung sein. Je nach zur Verfügung stehenden Kapazitäten und Möglichkeiten kann diese sehr ausführlich oder relativ knapp gestaltet werden.
Worauf Ihr bei Eurer Erstsemesterarbeit auf jeden Fall achten solltet: Erinnert Euch an Eure eigene Studienanfangszeit, Eure Ängste, Fragen und Probleme, und nehmt diese zum Ausgangspunkt für die Gestaltung Eurer Arbeit.
Einige Tipps, Ideen und Anregungen werden im Folgenden dargestellt. Wir, das Fachschaftenreferat (aber bestimmt auch alle anderen FachschafterInnen), würden uns freuen, wenn Ihr noch eigene Erfahrungen ergänzen könntet.
Die Orientierungswoche soll, wie der Name schon sagt, vor allem eine Orientierungshilfe für die anfangenden Studierenden sein.
Dabei sollen zum einen organisatorische Fragen geklärt werden, z.B. Tipps für die Gestaltung eines Stundenplans, kurze Einführung in die Studien- und Prüfungsordnung, ”Wo finde ich was?”, ”Wo kann ich weitere Hilfen bekommen?” etc. Zum anderen soll die O-Woche aber auch eine Möglichkeit bieten, soziale Kontakte zu knüpfen, um den Riesenkomplex Universität etwas menschlicher zu erleben.
Überlegt Euch am besten vorher, welche Ziele Ihr habt und wie Ihr sie in einem zeitlichen Rahmen verwirklichen könnt.
Vorschläge zur Gestaltung
Info- Cafe
Viele Fachschaften führen stundenweise in ihrem Fachschaftsraum ein so genanntes Info-Café durch, während dessen die StudienanfängerInnen Kontakte knüpfen, Fragen stellen oder einfach nur entspannen können. Manche Fachschaften bieten auch spezielle Sprechstunden zu konkreten Themen an. Wichtig ist in jedem Fall, dass Eure Angebote an entsprechenden Orten angekündigt werden und dass der Raum gut ausgeschildert ist. Wichtige Ankündigungsmöglichkeiten sind hierfür das Ersti-Info Heft des AStA und das der Uni. Weitere Ideen sind ein Fachschaftsfrühstück sowie ein Spielenachmittag.
Erstsemesterinfo
Ein etwas aufwendigeres Unterfangen, aber für die meisten Erstsemester eine erhebliche Erleichterung, kann die Entwicklung einer kleinen Broschüre sein, in der Informationen wie Studienplangestaltung, wichtige Details aus der Prüfungsordnung, wichtige Adressen usw. enthalten sind, aber auch Erläuterungen zu Uni-Strukturen und vielleicht Informationen zu aktuellen bildungspolitischen Problemen (sei es in Eurem Studiengang oder auf Bundesebene). Ihr könnt einige Exemplare zur Anregung im Fachschaftenreferat einsehen (verbunden mit der Bitte an diejenigen Fachschaften, die bereits etwas derartiges entworfen haben, ein Exemplar dem Fachschaftenreferat zur Verfügung zu stellen). Aktuelle bildungspolitische Texte könnt Ihr natürlich auch aus der AStA-Zeitung oder von aktuellen Flugblättern übernehmen. Die Druckkosten der Broschüren werden auf jeden Fall vom AStA übernommen (Finanzantrag auf der F3V).
Frühstück für Erstsemester
Hier solltet Ihr vorher einen entsprechend großen Raum beim Raumbüro organisieren. Dafür müsst ihr Euch auch überlegen, wie viele Personen an dem Frühstück teilnehmen. Und entsprechend sollten dann auch Brötchen am besten vorher bestellt und andere Frühstücksbeilagen eingekauft werden. Für das Frühstück kann auch ein kleiner Unkostenbeitrag von den Teilnehmern erhoben werden (vielleicht 50 Cent oder 1 Euro).
Klön- und Kneipenabende
Dürfte klar sein. Ihr solltet eventuell an eine Reservierung, auf jeden Fall aber an eine gut zugängliche Ankündigung denken.
Unirallye
Verschiedene Fachschaften sind bereits Rallye erprobt. Ziel einer Uni-Rallye sollte in erster Linie das Kennenlernen verschiedener Orte und Institutionen sein. Überlegt Euch also, was für ErstsemesterInnen wichtig zu wissen wäre und versucht, diese Punkte mit Aufgaben und Wegbeschreibungen zu verknüpfen. Einige Vorschläge sind der AStA (Sozialreferat, Archiv des Autonomen Feministischen Referates, Sozialberatung vom Studentenwerk, Mitfahrbrett,… und natürlich das Fachschaftenreferat!), der jeweilige Fachbereich der Bibliothek, die Fahrrad-Selbsthilfe, das Prüfungsamt, Computerräume, die psychosoziale Beratungsstelle (PSB), das Dekanat, wichtige Veranstaltungsräume, etc. Interessanter ist immer eine Aktionsrallye als eine pure Latschrallye. Die Rallye kann natürlich auch unter einem bestimmten Motto stehen (z.B. Dschungel-Rallye der Fachschaft Pädagogik).
Uni-Führungen: Die pädagogisch nicht besonders Motivierten können statt der Rallye (”Ist doch alles Kinderkram!”) natürlich auch seriöse Führungen durch die Uni anbieten. Der Phantasie sind ja bekanntlich keine Grenzen gesetzt.
Büchervorstellung
Einige Fachschaften stellen während des Info-Cafes, in der Tutorengruppe oder auch zu besonderen Terminen verschiedene Bücher vor, die sie aus eigenen Erfahrungen empfehlen (oder auch nicht). Verbunden hiermit kann natürlich auch eine Bücherbörse organisiert werden, auf der gebrauchte Bücher verkauft werden.
Kennenlerncafé mit Lehrenden
Eventuell besteht ja auch bei einigen Lehrenden der Wunsch, sich oder ihre Arbeitsgruppen vorzustellen. Ein gemeinsames Café kann durchaus dazu beitragen, die Lehrenden als Menschen wahrzunehmen und nicht als PrüferInnen, zu denen schicksalsergeben aufgeschaut wird.
Veranstaltungen zu Uni-Strukturen und Werbung für eine aktive Mitarbeit in der Fachschaft
Dieser Punkt sollte nicht unbeachtet bleiben, so dass künftige Studierende einen Überblick über die Strukturen der Universität bekommen und Orte bzw. Gruppen kennenlernen, wo sie sich aktiv für ihre Interessen einsetzten können.
Erstsemesterarbeitskreise
Wissenschaftliches Arbeiten ist mit ein paar einfachen Tipps leichter zu bewältigen, gerade in der Anfangszeit. Die Fachschaft kann solche Arbeitskreise in den ersten Wochen initiieren.
Infobretter für Fahrgemeinschaften, Wohnungssuchende etc…
Dieses sind für viele Erstis wichtige Mitteilungen, die ihnen durchaus den strukturellen Uni-Einstieg erleichtern.
Vorschlag für die Gestaltung einer O-Woche
Auch hier gilt natürlich wieder, dass das Ganze nur zur Anregung dienen soll und ganz nach Lust und Laune variiert werden kann:
Am ersten Tag der O-Woche sollte es eine offizielle Begrüßung geben, die eine Vorstellung des Fachbereichs beinhaltet. In diesem Rahmen bietet sich auch eine Vorstellung der Fachschaft und des O-Wochen-Ablaufs an, wobei dazu die Einteilung in Tutoriengruppen sinnvoll ist.
Die Erstsemester sollten möglichst nach Losprinzip verteilt werden, damit eventuell bereits bestehende ”Klammerfreundschaften” nicht die Gruppendynamik stören. So kann man den Erstsemestern z.B. beim Betreten des Raumes eine Nummer oder ein Logo stellvertretend für die Tutoriengruppe geben. Schließlich soll das Ganze ja neue Kontakte fördern. Aber natürlich ist ein späteres Wechseln der Gruppen möglich. Jede Tutoriengruppe erhält für die O-Woche einen eigenen Raum, der nach der Einteilung der Gruppen gezeigt werden sollte, damit er auch wiedergefunden wird.
Nach einer Begrüßung und Vorstellung der Fachschaftsvertreter sollte angekündigt werden, was man in der Woche noch so alles mit den Leuten vorhat. Eventuell ist auch eine kleine Vorstellungsrunde der Erstis ganz hilfreich.
In den folgenden Tagen können dann also in aller Ruhe und gemütlicher Runde solche Sachen wie Stundenplan erstellen, Studienplan erklären, Uni zeigen, Bücher vorstellen, Kneipenabende, etc. erfolgen. Alle Aspekte, die Euch wichtig sind, können hier also Platz finden.
In Eurer Zeitplanung solltet Ihr aber darauf achten, dass wichtige andere Veranstaltungen trotzdem besucht werden können. Bei dem semesterbegleitenden Tutorium handelt es sich um ein ein- oder zweiwöchentliches Treffen der Tutoriumsgruppen aus der O-Woche, bei dem dann die sozialen Kontakte vertieft werden können, oder auch fachliche Fragen abermals zur Sprache kommen können. Dieses findet meistens ein Semester lang statt und bietet eine gute Möglichkeit Fachschaftsnachwuchs anzuwerben. So kann man auch zu schönen Veranstaltungen wie z.B. Feuerzangenbowle mehrere Gruppen zusammenlegen. Das sollte man auch in Betracht ziehen, falls sich die Zahl der Teilnehmer zu stark dezimiert hat.
Hier habt Ihr nun also das Beispiel eines Tutoriums der O-Woche mit dem Schwerpunkt auf den sozialen Bereich. Es bleibt Euch überlassen, ob Ihr diesen Schwerpunkt übernehmen wollt, oder ob Ihr eher fachliche Sachen in den Vordergrund stellt.
Aber wir hoffen, dass Ihr ein paar Anregungen aus diesen Tipps ziehen könnt. Auf jeden Fall hat sich herausgestellt, dass die O-Woche trotz intensiver Vorbereitungen immer wieder sehr viel Spaß macht und auch auf viel positive Resonanz stößt. Ach ja, ihr solltet mit Eurer Planung immer früh genug beginnen! So könnt ihr Veranstaltungen der O-Woche z.B. mit ins Veranstaltungsverzeichnis schreiben lassen und/oder durch das Immatrikulationsamt eine Ankündigung mit den Einschreibeunterlagen verschicken lassen. Die Zentrale Studienberatung (ZSB) gibt zur O-Woche auch immer ein Extra-Heft an alle Erstsemester heraus, in dem alle Veranstaltungen in der O-Woche angeküdigt werden. Setzt Euch mit der ZSB in Verbindung, um darin Erwähnung zu finden. Auch wenn Ihr ein Erstsemesterwochenende plant, solltet ihr Euch rechtzeitig um ein Tagungshaus kümmern. (Die guten Gruppenhäuser sind meist schon sehr lange im voraus belegt!) Für Tutoriengruppen solltet ihr euch als Fachschaft um die Auswahl der TutorInnen kümmern. Diese sollten sich etwas mit Fachschaftsarbeit auskennen und in der Lage sein, wichtige Dinge zu vermitteln. Große Tutoriengruppen sollten von zwei TutorInnen betreut werden.
Finanzierung
Mittel für das Modelltutorium könnt Ihr bei der ZSB beantragen. Dort könnt Ihr für die ersten zwei Jahre finanzielle Mittel bekommen. Als Gegenleistung muss ein Abschlussbericht über das Modelltutorium geschrieben werden. Diese Berichte aus allen Fachbereichen könnt Ihr dort übrigens auch einsehen. Außerdem sollte immer der Fachbereich um Unterstützung gebeten werden. Die Finanzierung muss rechtzeitig geplant werden. Ihr solltet Euch auch darüber im Klaren sein, dass mit einer finanziellen Unterstützung das Tutorium bestimmte inhaltliche Bedingungen erfüllen muss. So müssen bei einem Antrag die Schwerpunkte (sozial oder fachlich) begründet und erläutert werden.
Aber natürlich kann ein Antrag zur finanziellen Unterstützung auch auf der F3V gestellt werden.