Gegen Burschenschaften an der Uni Oldenburg

Was sind Burschenschaften und Studentenverbindungen?

Studentenverbindungen ist ein Überbegriff für eine Vielzahl an studentischer Organisationen und sind differenziert zu betrachten. Sie sind oft an einem zentralen Haus (z.B. Verbindungshaus, Korporationshaus, etc.) angesiedelt, in dem die Mitglieder, meist exklusiv Männer, wohnen und sportlich, kulturell, oder politisch aktiv sind. 

Grob lassen sich Studentenverbindungen anhand von drei Kriterien unterteilen:

  • schlagende und nicht-schlagende Verbindungen, die sich durch „die Mensur“ unterscheiden. Eine Mensur ist ein Fechtkampf mit scharfen Klingen, bei dem nicht zurückgewichen werden darf. 
  • Couleur- und nicht-farbentragende Verbindungen, wobei die Mitglieder von couleurtragenden Verbindungen bei offiziellen Anlässen stets die Farben ihrer Verbindung tragen.
  • konfessionell gebundene oder nicht-konfessionelle Verbindungen, was sich auf die religiöse Zugehörigkeit der Mitglieder bezieht.

In vielen Studentenverbindungen ist das Lebensbundprinzip ein zentrales Element, das lebenslange Mitgliedschaft vorsieht. Nach dem Studium unterstützen die „Alten Herren“ die Struktur und die aktuellen Mitglieder durch Beiträge, z.B. mit vergünstigten Mieten. Mitglieder durchlaufen eine abgestufte Mitgliedschaft: Vom Anwärter („Fux“) über das Vollmitglied („Bursche“) bis hin zum ehemaligen Mitglied („Alte Herren/Damen“), begleitet von Traditionen, strengen Regeln und Hierarchien, z.B. in schlagenden Verbindungen von Mensuren (Fechtduelle), die als Beweis der Männlichkeit und Eingliederung in die Gruppe dienen. Außerdem sollen Erziehungsmethoden wie Singen und Trinkrituale das Gemeinschaftsgefühl stärken.Neben der Weitergabe dieser Rituale und Traditionen geben die alten Herrschaften auch noch Karrieretipps und vereinfachen durch ihr eigenes Netzwerk den Einstieg in ihre eigenen Netzwerke.

Historisch sind viele Verbindungen ideologisch konservativ, rechts bis hin zu völkisch nationalistisch orientiert. Um sich über Stadtgrenzen zu organisieren, schließen sich die Verbindungen in Dachverbänden, wie der Deutschen Burschenschaft, dem Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) oder dem Coburger Convent zusammen. In diesen Dachverbänden einigen sich die einzelnen Verbindungen auf geteilte Grundsätze und Wertevorstellungen. Außerdem findet in diesen Verbänden viel Netzwerk- und politische Arbeit statt. 

Zusammengefasst erziehen Verbindungen durch strikte Hierarchien und Rituale ihre Mitglieder, mit dem Ziel, gesellschaftliche Führungspersönlichkeiten zu formen. 

Was wir an Studentenverbindungen kritisieren

Als Vertretung aller Studierenden kritisieren wir Studentenverbindung aufgrund ihrer exklusiven und elitären Strukturen, die oftmals autoritär und hierarchisch organisiert sind. Diese Verbindungen fördern häufig konservative und reaktionäre Weltanschauungen, die im Widerspruch zu den Prinzipien von Gleichheit, Vielfalt und sozialer Gerechtigkeit stehen. Zudem gibt es immer wieder Berichte über sexistische, rassistische, antisemitische und nationalistische Tendenzen innerhalb dieser Verbindungen, was sie zu einem Rückzugsort für diskriminierende Ideologien macht. In unseren Augen tragen solche Gruppierungen zur Reproduktion von elitären Machtdynamiken und Ungleichheiten bei und stellen ein Hindernis für eine offene und inklusive Hochschulkultur dar.

Studentenverbindungen sind in vielerlei Hinsicht in einer überholten, rückwärtsgewandten Zeit gefangen. Ein Blick nach Österreich zeigt deutlich, wie Verbindungen als Kader der neuen Rechten fungieren. Dort sind sie ein fester Bestandteil des Netzwerkes, das rechte Parteien und Bewegungen formt und unterstützt. Von Verbindungen, die sich selbst als demokratisch bezeichnen, fordern wir eine klare Abgrenzung zu rechten und faschistischen Ideologien ein, öffentlich auf Verbandsebene und bei Äußerungen im Kaminzimmer von Burschen und Alten Herren.

Geschichte der Verbindungen

Die Geschichte der Studentenverbindungen zeigt eine enge Verknüpfung mit völkisch-nationalistischer Ideologie und Antisemitismus. Ursprünglich entstanden im Kontext der Befreiungskriege gegen Napoleon, entwickelten sich die Verbindungen zu Verfechtern eines „deutschen Volksstaates“, basierend auf Blut und Abstammung. Besonders im 19. Jahrhundert verbreitete sich antisemitisches Gedankengut, was zu Ausschlüssen jüdischer Studenten führte. Während des Kaiserreichs unterstützten viele Verbindungen die konservativen Eliten und förderten den Nationalismus.

In der Weimarer Republik organisierten sich Verbindungen in paramilitärischen Gruppen gegen die Republik. Sie unterstützten nationalistische Putsche und nahmen an antisemitischen Aktionen teil. Im Nationalsozialismus integrierten sich viele Verbindungen in die Ideologie des Regimes, übernahmen das Führerprinzip und setzten den Ariernachweis durch. Nach 1945 wurden sie in Westdeutschland wiedergegründet, in Ostdeutschland bis 1989 verboten.

Question & Answer

Der AStA bietet eine umfassende Sozialberatung für Studierende, die nach günstigem Wohnraum suchen. Wir unterstützen bei der Vermittlung von bezahlbaren Wohnungen und WG-Zimmern über alternative Kanäle, sodass Studierende nicht auf Angebote von Studentenverbindungen angewiesen sind. Unsere Beratungen decken auch Themen wie Wohngeld, BAföG und die Möglichkeit von zinslosen Darlehen ab, um die finanzielle Belastung durch Mietkosten zu reduzieren.

Das Studierendenwerk Oldenburg 

Wenn du dich in der Gegenwart von Mitgliedern eines Corps oder Verbindungen bedrängst, unwohl oder belästigt fühlst, kannst du dich jederzeit an den AStA wenden. Wir nehmen solche Vorfälle ernst und bieten eine Vertrauensstelle, an die du dich wenden kannst, um Unterstützung zu erhalten. Unsere Erstanlaufstelle und Rechtsberatung steht dir ebenfalls zur Seite, um dich über mögliche Schritte zu informieren, wenn du übergriffiges Verhalten erlebst.

Unterschied Burschenschaften und Corps

Corps und Burschenschaften sind traditionelle Studentenverbindungen, die sich in ihrer Geschichte, Ausrichtung und ihren Praktiken unterscheiden. Corps entstanden im frühen 19. Jahrhundert und waren zunächst elitär und aristokratisch geprägt. Sie legen großen Wert auf Traditionen, Toleranz und die Pflege von Freundschaften, unabhängig von politischen oder religiösen Überzeugungen. Burschenschaften hingegen entstanden bereits 1815 nach den Befreiungskriegen und hatten von Beginn an eine politische Ausrichtung, mit einem Fokus auf die nationale Einigung und demokratische Reformen. Viele von ihnen haben einen völkisch-nationalistischen Hintergrund.

In ihrer Ausrichtung verstehen sich Corps als unpolitisch und betonen die persönliche Entwicklung und Freundschaften über gesellschaftliche Schichten hinweg, auch wenn früher die Zugehörigkeit zu höheren sozialen Kreisen wichtig war. Burschenschaften hingegen sind historisch politisch engagiert, oft mit einer konservativen oder rechten Orientierung, und pflegen ein starkes deutschnationales Selbstverständnis.
Ein zentraler Unterschied liegt im Fechten, der sogenannten Mensur. Corps sind pflichtschlagend, was bedeutet, dass jedes Mitglied mindestens zwei Mensuren fechten muss. Burschenschaften unterscheiden sich hier: Es gibt schlagende, fakultativ schlagende (freiwillige Mensuren) und nicht-schlagende Burschenschaften, wobei die Bedeutung der Mensur je nach Verbindung variiert.

Die Dachverbände spiegeln ebenfalls diese Unterschiede wider. Corps sind meist im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) oder im Weinheimer Senioren-Convent (WSC) organisiert, die traditionell und weniger politisch ausgerichtet sind. Burschenschaften hingegen sind oft in der Deutschen Burschenschaft (DB) oder der Neuen Deutschen Burschenschaft (NDB) organisiert, die politisch stärker aktiv sind und häufig eine konservative bis rechte Ideologie vertreten.
Zusammengefasst sind Corps stärker auf Tradition, Toleranz und Freundschaft ausgerichtet und politisch neutral, während Burschenschaften oft politisch engagiert sind und eine deutschnational geprägte Ausrichtung haben.

Das Corps Suevia Marburg zu Straßburg und warum doch politisch

Das Corps Suevia Straßburg ist eine pflichtschlagende, rein männliche Studentenverbindung, die 1878 gegründet wurde und die Farben Rot-Weiß-Schwarz der damaligen Reichsflagge trägt. Obwohl sie sich selbst als „liberal“ bezeichnen und betont unpolitisch geben, ordnen wir sie als konservativ und rechtsnational orientierten, männerbündisch-elitären Karrierezirkel ein, der nicht für liberale Werte wie Weltoffenheit und Individualität steht. Die hierarchischen Strukturen des Corps sind repressiv, und von neuen Mitgliedern – sogenannten „Füchsen“ – wird die Unterordnung unter die traditionellen Bräuche erwartet. Dazu gehören demütigende Initiationsriten wie das „Presssaufen“ und die Mensur, ein Fechtkampf mit scharfen Klingen, der dazu dient, reaktionäre Vorstellungen von Männlichkeit, Härte, Ehre und Treue zu festigen.

Historisch ist das Corps eng mit der deutschen Kolonialgeschichte und dem Nationalsozialismus verbunden. Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg kehrte die Verbindung nach Straßburg zurück und gründete eine NS-Kameradschaft, benannt nach Rudolf von Bennigsen, einem Mitglied des Corps und deutschen Kolonialbeamten, der sich an den brutalen Kolonialverbrechen in Deutsch-Ostafrika und Deutsch-Neuguinea beteiligte. Trotz der Verstrickungen vieler ihrer Mitglieder in führende Positionen im Nationalsozialismus – darunter Heinrich Böhmcker, Werner Ballauff und Karl Gossel – verweist das Corps auf seiner Website stolz auf seine Vergangenheit und hat bislang keine Aufarbeitung dieser Verbrechen angestrebt.

Erkennbar sind Mitglieder des Corps Suevia Straßburg an ihrer Couleur, bestehend aus einem Band und einer Mütze in den Farben Rot-Weiß-Schwarz. Sie treten regelmäßig bei Begrüßungsveranstaltungen, in Kneipen oder vor Universitätsgebäuden auf, um gezielt Männer anzusprechen, die sie als potenzielle Mitglieder betrachten. Auch auf Wohnungsportalen bieten sie oft günstigen Wohnraum für männliche Studenten an, ohne das Corps direkt zu erwähnen, um Interessenten anzulocken.