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Elephants Do Remember. Tiergedächtnis und Menschenerkenntnis im Werk von Max Horkheimer | Magnus Klaue

22. November | 19:00

Zu den Merkwürdigkeiten in der Wirkungsgeschichte der Kritischen Theorie gehört die posthume Beliebtheit Max Horkheimers in Kreisen militanter Tierschützer, anthroposophischer Planetenschützer und neureligiöser Ganzheitlichkeitsphilosophen. Sie berufen sich, neben einigen Texten aus Horkheimers wahlweise als Dokument katholischer oder jüdischer Neuselbstfindung mißverstandenem Spätwerk, auf von Horkheimer verfasste Passagen der „Dialektik der Aufklärung“, in denen er im Anschluß an Schopenhauer und Nietzsche einen Begriff von Materialismus konturiert, der Zivilisationsgeschichte nicht ökonomistisch auf Klassen- und Interessenkonflikte reduziert, sondern ihre naturgeschichtlichen Residuen zur Geltung bringt. Entscheidend für diesen nicht ganzheitlichen, aber universalen Begriff von Zivilisation ist, nicht unähnlich dem der Kritischen Theorie fernen Norbert Elias, der Gedanke, dass in der Menscheitsgeschichte, die mit dem Tierdasein bricht und ihm entspringt, die kreatürliche Vorgeschichte als Gedächtnis- und Erfahrungsrest fortlebt, und dass dieses Fortleben in die Reflexion, die als Medium von Erkenntnis die Menschen von den Tieren trennt, aufgenommen werden muss, sofern Geschichte nicht zurückfallen soll in trübe Vorgeschichte. Der Vortrag wird diesen Gedanken in seinen Verbindungen mit dem ‚dunklen‘ Materialismus Schopenhauers darstellen und zeigen, weshalb Horkheimers zivilisationsgeschichtliche Rückbesinnung auf Anthropologie nicht mit der tier- und naturschützerischen Verklärung von allem, was nicht Mensch sei, zu verwechseln ist.

Magnus Klaue hat Germanistik, Philosophie, Theater- und Filmwissenschaften studiert und an der Freien Universität Berlin über Else Lasker-Schüler promoviert. Zwischen 2015 und 2020 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Simon-Dubnow- Institut für jüdische Geschichte und Kultur in Leipzig. Er schreibt regelmäßig für Zeitungen und Zeitschriften, u.a. für die „Welt“, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung und den „Schweizer Monat“. Derzeit arbeitet er an einer Studie über Max Horkheimer.

Die Veranstaltung findet an der Universität Oldenburg in Raum A01 0-008 statt.