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15. Dezember 2023 | 12:00 18:00

„Die Mitwirkung von Studentenvertretern in den Gremien der Universität dient in der weitaus überwiegenden Zähl der Fälle nicht dem Interesse von Studenten an der Erkenntnis der Wahrheit, sondern der Einübung in die Hochschulinterne, dem immer noch beliebtesten Mittel in der Konkurrenz um Einfluss und Reputation.“ 

(Peter Bulthaup, „Die wissenschaftliche Hochschule – Staatsanstalt oder Gelehrtenrepublik“, in: ders., Das Gesetz der Befreiung, Lüneburg 1998, S. 35.)

Aus Anlass der Jubiläumsfeierlichkeiten der Universität Oldenburg möchten wir uns mit einem Tagesworkshop der Frage nach der gesellschaftlichen Funktion

wissenschaftlicher Hochschulen im Kapitalismus widmen. Das vorangestellte Zitat ist

dem Aufsatz „Die wissenschaftliche Hochschule – Staatsanstalt oder Gelehrtenrepublik“ von Peter Bulthaup entnommen und soll in pointierter Weise zum Ausdruck bringen, dass es in den Gremien der akademischen Selbstverwaltung nicht um wahre Argumentation, sondern um die möglichst geschickte Durchsetzung von Interessen geht. Diese objektive Funktion der Hochschulgremien setzt sich auch dort noch durch, wo studentische Mitbestimmung formal vorgesehen ist, denn die Studierenden haben sich die der Wissenschaft fremden ökonomischen Zwecke und Zwänge in den meisten Fällen längst zu eigen gemacht.

Peter Bulthaup war von 1975 bis 2004 Professor für Philosophie in Hannover und setzte dort die kritische Theorie seiner Lehrer Adorno und Horkheimer mit eigenen wissenschafts- und erkenntnistheoretischen Akzenten fort. In gemeinsamer intensiver Lektüre und Diskussion wollen wir Bulthaups Argumentation nachvollziehen, die den auf Freiheit und Gleichheit zielenden Anspruch von Wissenschaft und die Idee der Universität als „Genossenschaft der Lernenden“ (ebd. S. 31) mit der Realität des Wissenschafts Betriebs und seinen materiellen Voraussetzungen konfrontiert. 

Der Text eignet sich auch für jüngere Studierende und Studienanfänger als Einführung in eine kritische Theorie der Bildung, da er recht kleinschrittig und anschaulich vorgeht. Durch die Workshopleiter sollen die dennoch im Text enthaltenen impliziten philosophischen Voraussetzungen und der (historische) Kontext erläutert werden. Gegenstand der Diskussion kann gerne auch sein, welche Konsequenzen die im Text präsentierten Probleme für aktuelles hochschulpolitisches Engagement haben könnten bzw. sollten.

Michael Städtler ist Nachwuchsgruppenleiter im Projekt „Kohärenz in der

Lehrerbildung“ an der Bergischen Universität Wuppertal und außerplanmäßiger Professor für Philosophie an der Westfälischen Wilhelms Universität Münster. Seine Arbeitsgebiete sind Geschichte der Philosophie, Rechts- und Soziälphilosophie, Metäphysik und Erkenntnistheorie sowie die kritische Theorie.

Michael Heidemann ist im Referat für Hochschulpolitik des AStA Oldenburg tätig.

Zur Anmeldung für den Workshop bitte eine Mail an michael.heidemann@asta-oldenburg.de schreiben. Die Veranstaltung findet in Raum V03 1-M127 (im Institut für Philosophie) statt.