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„Das wird man ja noch tragen dürfen!“

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Wie Pepe the Frog plötzlich rechtsextrem wurde

Slayer Shirts, Choker oder die Bomberjacken – Kleidung oder Accessoires haben für ihre Träger*innen oftmals mehr Dimensionen als auf dem ersten Blick ersichtlich. Sie können bewusst die Zugehörigkeit zu einer Szene – einer Subkultur darstellen senden ‚Messages‘ an Gleichgesinnte im Alltag. Diese Identifikation mit einer Szene wird durch Codes, wie bereits genannt durch Kleidung, aber auch durch Musik und gemeinsamer Aktivitäten wie Konzerte gestärkt. Neben der ‚Message‘ an die Szenezugehörigen dienen Codes auch zur Abgrenzung von dem Rest der Gesellschaft (Normies). Kleidung kann aber auch eine politische Haltung, eine Nähe zu einer bestimmten Ideologie vertreten. 

Der Begriff des Rechtsextremismus kann als Versuch verstanden werden, dass politisch rechte Spektrum, das sich in Wort und Tat (meist) außerhalb des vom deutschen Grundgesetz und der Verfassung abgedeckten Sprach- und Aktionsraum befindet, benennen und analysieren zu können. Rechte und rechtsextreme Personen und Gruppen sind durchsetzt von Ungleichwertigkeitsvorstellungen, die sich in ihrer rassistischen Kategorisierung, Abwertung und Ablehnung von als anders markierten Personen, sei es aufgrund der Hautfarbe, der Nationalität, der Sprache, der Religion, aber auch aufgrund der sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität zeigen. (Extrem) rechte Gruppen streben die ‚Homogenität‘ des ‚eigenen Volkes‘ und ‚anderer Völker‘ an (‚Ethnopluralismus‘) und berufen sich hier häufig auf antisemitische Grundgedanken und sozialdarwinistische Theorien. Es gibt zu beachtende Abgrenzungen zwischen strafrechtlich relevanten und irrelevanten Symbolen und Codes. Die rechtsextreme Szene verändert sich laufend: Momentan inszeniert sie sich zunehmend auch als intellektuelle ‚Elite‘, die sich (nicht gänzlich) entfernt von radikal physisch gewaltvollen Aktionen hin zu einer neu aufgenommenen ‚Theoriebildung‘, die z.B. den Gedanken des Ethnopluralismus in den Mittelpunkt stellt. Ziel dieser Strategie ist die Intervention in öffentliche Diskurse und Räume. 

Was das bedeutet hat eine an der Uni Oldenburg studierende Person an den AStA herangetragen. Als sich die Person empört an den AStA wandte, um darauf aufmerksam zu machen, dass in der Bibliothek Haarentor eine Person arbeitet, die am Arbeitsplatz ein T-Shirt der Band Frei.Wild trug, entstand die Idee, Veranstaltungen zum Thema Rechtsextremismus und im Speziellen rechten Codes und Symbole zu organisieren. Etwa zur gleichen Zeit fand das Internationale Sommerfest statt, wo wir als Antirassismusreferat mit einem Stand vertreten waren, und dort eine Person mit einem Shirt der neonazistischen Hooligan-Marke Yakuza herumschlendern sahen. Wir fingen an, zwei Veranstaltungen zu planen: zum Einen einen öffentlichen Vortrag zum Thema Rechte Codes und Symbole, zum Anderen eine interne Fortbildung für AStA-Angehörige zur Sensibilisierung für rechte Szenecodes – mit dem Fokus auf neonazistischen und völkischen Liedtexten.

Relativ bekannt sind bspw. Zahlenkombinationen, die nach ihrer Stellung im Alphabet gelesen werden. „88“ bedeutet so „HH“ und steht für den Führergruß aus dem dritten Reich. Aber auch „18“, also „AH“, wird als Code für „Adolf Hitler“ verwandt, als Zahlencode sind diese z.B. auf Autokennzeichen verboten; „28“ steht für „BH“ und verweist auf „Blood&Honour“, eine Neonaziorganisation, die in Deutschland verboten ist. Die Neonazi-Szene und Neue Rechte macht sich jedoch auch immer wieder Symbole und Bekleidungsmarken zu Eigen, die ursprünglich aus dem politisch linken Spektrum stammen. Dies sieht man z.B. an der Buchstabenkombination „ACAB“ („All cops are bastards“) sowie an der englischen Sportmarke „Londsdale“. In den 80er und 90er Jahren spaltete sich die als ‚links‘ zu lesende Skinheadszene in England auf, wanderte teils ins rechtsextreme Spektrum ab und trat in den 90ern vermehrt als solche in Erscheinung. Die rechten Skins trugen weiterhin „Londsdale“ – auch, weil ihnen aufgefallen war, dass bei offener Bomberjacke (ein weiteres, mittlerweile als veraltet zu sehender Code für eine ‚rechts eingestellte Person‘) aus „Londsdale“ „nsda“ wurde und dies als Link zur NSDAP gelesen werden konnte. Die Marke distanziert sich bis heute immer wieder davon, rechte Ideologien zu unterstützen und zeigt sich mit Aktionen und Kampagnen proaktiv antirassistisch und antisexistisch. Ähnlich verhält es sich bei der Kleidungsmarke Fred Perry. Die oben benannte Marke ‚Yakuza‘ hingegen ist klar dem Neonazispektrum zuzuordnen, ebenso wie „Consdaple“ (eine Wortneuschöpfung eines langjährigen Die Republikaner und NPD-Funktionärs aus Oberbayern; hier ist „-nsdap-“ ganz zu lesen), „Thor Steinar“ oder „Masterrace Europe“ – häufig sind diese Marken auch nur in szenespezifischen Kontexten zu erwerben.

Verbotene Symbole sind unter vielen anderen das Hakenkreuz, die Doppelsiegrune (das Abzeichen der Waffen-SS) und der SS-Totenkopf; aber auch Parolen oder kurze Sätze wie „Mit deutschem Gruß“, „Alles für Deutschland“ (Parole der SA) oder „Blut und Ehre“ (Blood&Honour – Parole der Hitlerjugend).

Auch musikalisch stellt sich die rechte bis rechtsextreme Szene immer weiter auf. Mennenga zeigte uns Stücke aus dem ‚klassischen‘ Rechtsrock, über HipHop, Reggae und dem ‚deutschen Liedermacher‘-Dasein. Früher haben Rechte ‚Schulhof-CDs‘ verteilt, heute verstehen es auch ganz eindeutig rechte Bands wie Kategorie C, Landser oder die Rapper Makss Damage und Chris Ares, der mittlerweile in den Amazon-Charts ist, aber auch die oben benannten Frei.Wild, die ebenfalls im Mainstream stattfinden, die sozialen Netzwerke und Musikplattformen wie Youtube und Spotify zu nutzen, um ihre Musik zu promoten und bekannter zu werden. Eine neue Entwicklung in Bezug auf digital beeinflusste Phänomene sind auch immer wieder auftauchende rechte Memes – ein Beispiel dafür ist „Pepe – the frog“. In den Vereinigten Staaten wurde dieser von der Alt-Right-Bewegung vereinnahmt und als dessen Maskottchen auf Webseiten und in Artikeln genutzt wird. Der Comiczeichner und Pepe-Erfinder Matt Furie geht über das Urheberrecht immer wieder dagegen vor. 

Viele rechte Codes und Symbole sind in einer breiten Öffentlichkeit bekannt und werden als solche besprochen und juristisch verfolgt, mindestens genauso viele jedoch auch nicht oder nur mit einer gewissen Unsicherheit, ob und inwiefern die Erkennungszeichen verboten sind. Die Tatsache, dass Codes oft erst einmal auch nur ein Gruppengefühl und Zusammenhalt, eine gemeinsame Identifikation, stärken sollen, macht es in der Entstehungsphase von Codes für außenstehende Personen zu einer schwierigen Aufgabe, Symbole und Codes direkt zu erkennen. Dazu kommen die stetigen Veränderungen und Tänzeleien an der Grenze zur strafrechtlichen Relevanz, die die Neue Rechte sehr gekonnt beherrschen. 

Als Antirassismusreferat rufen wir dazu auf, aufmerksam zu sein, sich weiterzubilden und sich auf dem Laufenden zu halten, und im Universitätskontext auch gern uns anzusprechen, wenn Euch hier an der Universität etwas auffällt, das ihr als ‚rechts‘ oder ‚rechtsextrem‘ einordnen könnt, aber auch da aktiv zu werden, wo Ihr Euch nicht sicher seid. 

Links zur Vertiefung

Index kann sein. Umstrittener Frei.Wild Song. (taz, Jens Uthoff)

https://taz.de/Umstrittener-FreiWild-Song/!5053518/

Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus Sachsen-Anhalt http://www.beratungsnetzwerk-sachsen-anhalt.de/images/docs/Publikationen/AKJS_Broschuere_small.pdf

Quiz zu rechten Codes der Bundeszentrale für politische Bildung: „Elements of Crime“
http://www.bpb.de/fsd/elements-of-crime/w930/index.html

Das Versteckspiel. Agentur für soziale Perspektiven – Lifestyle, Symbole und Codes von Neonazis und extrem Rechten
https://dasversteckspiel.de/das-projekt-1.html

Zwei kompetente Anlaufstellen zu Rechtsextremismus und seinen Erscheinungsformen in Oldenburg sind die bereits benannten:

Koordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit
Ansprechpartner: Kevin Mennenga
https://www.koordinierungsstelle-gegen-rechts-oldenburg.de/kontakt/

Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus
Ansprechpartner: Jan Krieger und Martin Göske
rex@ibis-ev.de
https://mbt-niedersachsen.de/kontakt/nord-west/ 

von den Referentinnen des Referats für Antirassismus, Marie Wilke und Hodan Farah.

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