In immer mehr Unistädten in Deutschland gibt es mittlerweile eine ‚Nightline‘, eine Art Nummer gegen Kummer für Studierende. Über die Nightline, Inhalte und Herausforderungen sprach ‚Die kleine Weltbühne‘ mit dem Team der Nightline.
Wie würdet ihr die Nightline jemandem beschreiben, der sie noch nicht kennt?
Die Nightline Oldenburg ist ein anonymes Zuhörtelefon von Studierenden für Studierende. Wir sehen uns als erste Anlaufstelle für alle, die etwas auf dem Herzen haben und gern mal vertraulich mit einer anderen Person darüber sprechen wollen: Ob Studienstress, Liebeskummer, Streit in der WG, Depressionen, Finanzierungsängste – wir hören zu.
Seit wann gibt es die Nightline in Oldenburg?
Die ersten Vorbereitungen für die Nightline in Oldenburg starteten im Sommer 2018. Am Telefon erreichbar sind wir nun seit Sommer 2019.
Was sind typische Fälle, mit denen sich Studierende an euch wenden?
Ganz unterschiedliche: Oft geht es um Probleme in Studium, Familie oder Partnerschaft, manchmal auch um größere Lebenskrisen und Depressionen. Manchmal wissen die Anrufenden zu Anfang des Gesprächs selbst noch nicht so genau, was ihr Anliegen ist. Denn in einer schweren Phase hat man ja oft das Gefühl, von allen Seiten von Problemen umgeben zu sein und weiß dann gar nicht mehr, wo man anfangen soll. Wir versuchen dann ein bisschen Ordnung hineinzubringen und eine neue Perspektive von außen aufzuzeigen.
Habt ihr in der Corona-Zeit andere Anfragen bekommen als sonst?
In der Telefonseelsorge geht es aktuell natürlich oft auch um Corona, vor allem um Krankheitsfälle, Isolation und Einschränkungen. Wir haben dennoch das Gefühl, dass die grundlegenden Themen, Probleme und Fragen sich darüber hinaus nicht grundlegend geändert haben.
Die Nightline gibt es auch in anderen Städten. Tauscht ihr euch untereinander auch aus?
Ja, auf jeden Fall. Gerade in der Anfangszeit haben uns andere Nightlines mit Info-Material und Erfahrungsberichten sehr weitergeholfen. Es gibt auch eine Stiftung, die die Gründung neuer Telefondienste unterstützt und diese in- und außerhalb Deutschlands koordiniert. Dadurch soll auch gewährleistet werden, dass über Städtegrenzen hinaus stets eine Nightline erreichbar ist.
Haben die Beratenden eine Qualifizierung für die Telefongespräche?
Ja, alle Beratenden erhalten vor Dienstbeginn eine mehrtätige Schulung. Darüber hinaus ist uns wichtig, in fortlaufenden Teamsitzungen, gemeinsamen Übungen und Supervisionen unsere Beratungskompetenz weiter auszubauen. Wir sind allerdings keine ausgebildeten psychologischen Berater_innen: Bei ernsten seelischen Problemen verweisen wir daher auch mal an andere Adressen weiter, z.B. an den Psychologischen Beratungsdienst der Uni Oldenburg oder die Telefonseelsorge der Kirchen.
Wie geht ihr vor, wenn ihr nicht helfen könnt?
Wir versuchen, zunächst zu erklären, warum wir nicht helfen können – z.B., weil es unsere anonyme Neutralität verletzen würde oder wir uns nicht hinreichend qualifiziert fühlen. In solchen Fällen versuchen wir trotzdem, mögliche nächste Anlaufstellen aufzuzeigen und empfehlen z.B. weiterführende Beratungsangebote.
Was würdest du jemandem sagen, der sich scheut bei Problemen anzurufen?
Versuch es doch ruhig! Wir sind hier, weil wir dir zuhören möchten. Alle Gespräche sind anonym und werden absolut vertraulich behandelt – du gehst also kein Risiko ein. Wir sind für dich da!
Die Nightline ist jeden Donnerstag und Sonntag von 21:00 bis 23:00 Uhr erreichbar. Ihr könnt sie erreichen unter: 0178/6825010
Es werden auch immer freiwillige Studierende gesucht, die gerne im Nightline Team mitarbeiten wollen. Kontakt dafür ist die Adresse nightline@asta-oldenburg.de